Nach den Anschlägen von Istanbul: Weitere Festnahmen

Nach der tödlichen Geiselnahme im Istanbuler Justizpalast nimmt die türkische Polizei weitere mutmaßliche Mitglieder der DHKP-C fest.

Sicherheitskräfte vor einer attackierten Polizeistation in Istanbul. Bild: dpa

ISTANBUL afp | Nach zwei tödlichen Schießereien in Istanbul hat die türkische Polizei am Donnerstag ihre Razzien gegen mutmaßliche Linksextremisten fortgesetzt. Im Istanbuler Arbeiterviertel Okmeydani seien mindestens 24 Menschen festgenommen worden, berichteten türkische Medien.

Bei Zugriffen in zwei anderen Städten seien 15 weitere mutmaßliche Mitglieder der verbotenen Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) verhaftet worden. Die Sicherheitskräfte beschlagnahmten demnach Schusswaffen, Munition, Dokumente und Computer.

Am Mittwoch hatte eine schwer bewaffnete Frau die Polizeizentrale in Istanbul beschossen. Polizisten erwiderten das Feuer und töteten die 28-jährige Angreiferin - laut Medienberichten ein bekanntes DHKP-C-Mitglied. Ein Mann, den die Medien zunächst als Komplizen bezeichnet hatten, erwies sich als harmloser Passant, wie der Nachrichtensender CNN-Türk berichtete.

Erst am Dienstag hatten zwei bewaffnete DHKP-C-Mitglieder in der türkischen Metropole den Staatsanwalt Mehmet Selim Kiraz in einem Gerichtsgebäude in ihre Gewalt gebracht. Nach rund achtstündigen Verhandlungen zwischen Tätern und Behörden stürmte die Polizei das Büro und erschoss die beiden Geiselnehmer. Kiraz wurde schwer verletzt und starb wenig später im Krankenhaus.

„Terroristische Propaganda“

Der Staatsanwalt ermittelte wegen des Tods von Berkin Elvan. Eine von der Polizei abgefeuerte Tränengasgranate hatte den 14-Jährigen während der Massenproteste im Sommer 2013 am Kopf getroffen, als er unterwegs zum Bäcker war. Er starb nach monatelangem Koma im März 2014. Für seinen Tod musste sich bislang niemand vor Gericht verantworten.

Die DHKP-C-Mitglieder wollten mit der Geiselnahme des Staatsanwalts ihrer Forderung nach beschleunigten Ermittlungen Nachdruck verleihen. Sie verlangten auch ein Ende der Straffreiheit für beteiligte Polizisten. Vier Zeitungen hatten ein Foto des Staatsanwalts mit einer Waffe an seinem Kopf gedruckt. Gegen die Zeitungen wurden am Donnerstag Ermittlungen wegen „terroristischer Propaganda“ eingeleitet.

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