kati kriegt die krise
: Vielleicht sollte man Kerner mal zu Netzer und Delling schicken

Günther Jauch und Rudi Völler plaudern nett miteinander. Nicht mehr und nicht weniger. Sie sind als RTL-Sonntagsteam zu selten zusammen, um anderes zu bieten als sich versendende Gespräche zwischen eloquentem Moderator und kundigem Gast. Auch Fernsehbeziehungen brauchen Zeit. Wie Jürgen Klopp und Urs Meier gerade demonstrieren. Beim Bundesligatrainer schlägt immer mehr das Vergnügen durch, den Exschiedsrichter aufzuziehen. Ist auch nicht so schwer. Meier ist nicht lustig, wenn’s lustig sein soll, und nicht ernst zu nehmen, wenn er’s ernst meint. Außerdem hat er mit Fußball wenig am Hut.

Manchmal streiten sich also Klopp und Meier. Klopp sieht alles munter menschlich, und Meier urteilt gestreng nach Regelwerk. So werden die beiden gerade ein Pärchen, wenngleich sie eigentlich ein flotter Dreier sind. Aber ihr dritter Mann hat keine eigene Meinung von Belang, er ist der ZDF-Kuschelstimmungsmacher. Wenn der Urs und der Jürgen sich streiten, wird Kerner hippelig und fleht: Vertragt euch wieder. Kabbeleien waren jahrelang das Alleinstellungsmerkmal von Günter Netzer und Gerhard Delling. Sie haben Preise dafür bekommen. Und sind darüber versteinert: Immer dieselben Witzversuche ums Alter des anderen, um Netzers einstigen Standfußball und Dellings fußballerische Ahnungslosigkeit.

Manchmal muss Delling helfen, weil Netzer vergeblich nach einem Wort sucht; manchmal entstehen Pausen, weil der eine etwas gesagt hat, auf das der andere antworten sollte, aber er tut es nicht. Vielleicht müsste man ihnen mal Kerner vorbeischicken, dessen Wischiwaschi könnte sie aufscheuchen, sie würden sich vertragen und darauf besinnen, über Fußball zu sprechen und nicht nur über ihre Gebrechen. In Wahrheit ist ihre Zeit wohl einfach vorbei. Sie sind in ihrem Trott ja nicht mal enervierend, sie sind Mitleid erregend.

Fotohinweis: KATRIN WEBER-KLÜVER über alte Paare und ihre alten Witze von gestern: Netzer und Delling sind einfach nur noch Mitleid erregend.