: Israel lockert die Fesseln
■ Erfolg der Ross-Mission: Sperren um Ramallah und Hebron sind aufgehoben
Jerusalem (taz) – Die israelische Armee hat gestern die Abriegelung der palästinensischen Gebiete gelockert. Die Sperren um die Städte Ramallah und Hebron im Westjordanland wurden aufgehoben. Zwei Wochen nach dem Attentat auf dem Mahaneh Jehuda Markt in Jerusalem, bei dem 14 Israelis und die beiden Selbstmörder getötet wurden, können die Einwohner der umliegenden Dörfer damit erstmals wieder in diese Städte reisen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Armee die Abriegelung in der Region Nablus und Jericho aufgehoben. Die völlige Absperrung des Gaza- Streifens und der Stadt Bethlehem bleibt aber in Kraft. Auch ist Palästinensern weiterhin die Einreise nach Israel verboten. Damit können 100.000 palästinensische Arbeiter nicht an ihre Arbeitsplätze.
Vor seiner Abreise aus Israel Mittwoch nacht hatte US-Vermittler Dennis Ross erklärt, er erwarte, daß einige der Sanktionen gegen die autonomen Gebiete aufgehoben würden. Seinen viertägigen diplomatischen Marathon beurteilte er vorsichtig optimistisch: „Wir haben sicherlich einen Anfang gemacht“, sagte er nach seinem fünften Gespräch mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat. Ross war ebenfalls fünfmal mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammengetroffen. Vom Erfolg der Ross-Mission hat US-Außenministerin Madeleine Albright ihre für Monatsende geplante Nahostreise abhängig gemacht.
Netanjahu lehnte unterdessen erneut eine Aufhebung der Abriegelung strikt ab. Unter Verweis auf mögliche neue Attentate sagte er im israelischen Rundfunk, die Absperrung werde erst dann aufgehoben, wenn Arafat „Taten und Ergebnisse“ zeige. Die israelische Armee nahm in der Nacht zu Donnerstag neun weitere Palästinenser fest. Die Zahl der Verhafteten erhöhte sich damit auf über 250.
Die Stadtverwaltung von Jerusalem hat am Mittwoch zehn palästinensische Häuser wegen fehlender Baugenehmigung zerstört. Damit wurden innerhalb einer Woche insgesamt 32 palästinensische Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Georg Baltissen
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