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■ Mit Haustieren auf du und duMilliarden für Katzen

Nürnberg (taz) – „Piep, piep, piep – wir haben euch alle lieb.“ Jeder dritte Bundesbürger besitzt inzwischen ein Haustier. Mehr als fünf Milliarden Mark geben sie für ihre meist pelzigen Hausgenossen aus. Insgesamt 20 Millionen Tiere leben in unseren Häusern – Fische nicht mitgerechnet, Schädlinge wie Mäuse und Schaben natürlich auch nicht. Am beliebtesten sind Katzen: 6,3 Millionen miauen im Wohnzimmer und speien auf den Teppich. Fünf Millionen Hunde markieren unsere Straßenbäume und ebenso viele Ziervögel flattern im Käfig.

Große Zuwachsraten erwarten die Händler nicht mehr, die sich noch bis Sonntag auf der Fachmesse Interzoo in Nürnberg herumtreiben. Im Singlehaushalt ist eben kein Platz für ein Tier. Dabei sind, betont Günter Treichel vom Industrieverband Heimtierbedarf, Heimtiere ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Klar, daß er das findet, schließlich fraßen sie zur Freude der Branche im vergangenen Jahr für 3,9 Milliarden Mark Chappi und Brekkis. Fast die Hälfte davon gaben Deutschlands Tierfreunde für die Katzen aus. Dreiviertel der parfümierten Dosen voller Tierfutter werden im Lebensmitteleinzelhandel, bei Aldi oder in Drogeriemärkten gekauft. 340 Millionen Mark kostet allein das viele Katzenstreu.

Nur für Bedarfsartikel und Zubehör, immerhin 1,4 Milliarden Mark im letzten Jahr, sucht der deutsche Tierfreund den Fachhandel auf. „Schnickschnack“ sei dabei die Ausnahme, so Treichel, und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe hat schon eine Negativliste für tierschutzwidriges Zubehör erarbeitet. Trotzdem: Zuneigung zum Haustier, sagt Treichel, sei noch keine Vermenschlichung. Und Zuneigung drücke sich eben auch im Kauf schöner Dinge aus, „was im Einzelfall sicher auch Geschmackssache ist“.

Horst Peter Wickel

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