: Ganz zauberhaft, Herr Minister!
■ Wie Rudolf Scharping mit kluger Führung die Ausrüstung der Bumdeswehr maximiert, die Kosten minimiert und sich ins beste Licht rückt
Brüssel (taz) – Rudolf Scharping hat die Finanzprobleme in seinem Ressort gelöst. Gestern verriet er bei der Nato-Herbsttagung in Brüssel, wie die wundersame Geldvermehrung funktioniert: „Eine kluge Führung mobilisiert die Kreativität und Fantasie ihrer Mitarbeiter“, betonte der Minister. Auch geschickte Verzögerungstaktik gehört zu seinen Wunderwaffen: „Ein Glück, dass wir in der Radartechnologie nicht schon 1995 nachgerüstet haben.“
Dank „Miniaturisierung der Geräte“ minimiere sich heute auch der Preis: „Man muss nicht mehr sieben oder acht Milliarden investieren, sondern kommt mit zehn Prozent dieser Summe für die Weltraumaufklärung aus.“ Gefragt sei die effizientere Verwendung von Steuermitteln. „Manches in dieser Debatte kommt mir vor wie die uralte sozialistische Tonnenideologie. Es ist nicht wichtig, dass man tausend Mark hat, sondern was man mit diesen tausend Mark macht.“
Eine Erkenntnis, die dem Bundesfinanzminister aus der Seele sprechen dürfte. Warum sie Scharping kommt, nachdem er monatelang versichert hatte, Kürzungen im Etat seien nicht hinnehmbar, verriet der Minister nicht. Er habe doch schon im Januar angekündigt, die Mittel aus seinem Etat wirtschaftlicher einzusetzen. Er präsentiere seine Pläne eben unspektakulär und werde deshalb oft unterschätzt. Nun sei eine Rahmenvereinbarung mit vierzehn großen Unternehmen, darunter Bosch, Siemens, Daimler, Preussag und Lufthansa, unter Dach und Fach. Ein Zusammengehen von Privatwirtschaft und Bundeswehr bei der Aus- und Fortbildung werde zum Beispiel dazu beitragen, die Ausbildungskosten zu senken.
Einzelheiten sparte sich Scharping. Nur so viel: „Auf dieser Grundlage wird für die Bundeswehr, den Steuerzahler und den Haushalt Überraschendes und sehr Weitreichendes herauskommen.“ Sprach's und verschwand Richtung SPD-Parteitag nach Berlin, wo Anfang der Woche auch wieder Kreativität und Fantasie in Sachen Miniaturisierung gefragt sein dürften. Daniela Weingärtner
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