: Krieg gegen Umwelt
Streubomben und verseuchte Meeresböden: Der Libanon steht nach dem Krieg vor großen ökologischen Problemen
BERLIN taz ■ Sechs Monate nach der Bombardierung des Libanons ächzt das Land noch immer unter den Folgen des Krieges. Der Wiederaufbau von 30.000 zerstörten oder stark beschädigten Wohnungen, 100 Brücken, Straßen und Versorgungssystemen wird mehrere Milliarden US-Dollar verschlingen. Aber auch gravierende Umweltzerstörungen, die durch israelische Luftangriffe verursacht wurden, stellen das Land auf Jahre vor enorme Herausforderungen. Diese sind nun erstmals ausführlich in einem Schadensbericht dokumentiert, den die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (Unep) gestern in Berlin vorstellte – rechtzeitig vor einer internationalen Wiederaufbaukonferenz für den Libanon, die am Donnerstag in Paris beginnt.
Zwölf Unep-Umweltexperten haben über 200 Orte im Libanon besucht und ihre Ergebnisse in einem 180-seitigen Bericht bilanziert. Zu den größten Problemen gehören demnach die Beseitigung von Giftmüll, Streumunition und riesiger Mengen Kriegstrümmer. „Die Reste ausgebombter und verbrannter Industrieanlagen wurden häufig auf ungeeigneten kommunalen Mülldeponien abgeladen“, sagte Unep-Chef Achim Steiner. Gleichzeitig wurden die Wassersysteme zur Versorgung der Bevölkerung weitreichend zerstört. „Sofortiges Handeln ist nötig, um giftige Stoffe aus der Umwelt zu entfernen und die Gesundheit der Menschen im Libanon nicht zu gefährden“, so Steiner.
Auch die libanesische Landwirtschaft ist wie gelähmt: Über eine Million nicht explodierte Streubomben machen nach Unep-Angaben 3.271 Hektar Land vorerst unbrauchbar. Damit verlieren bis zu 90 Prozent der Menschen im Südlibanon die Lebensgrundlage, die bisher vom Anbau von Oliven, Obst und Tabak lebten. Erst in 15 Monaten sollen alle Sprengkörper beseitigt sein. Uranhaltige Munition haben die UN-Experten nicht gefunden.
Die spektakuläre Ölpest an der libanesischen Küste, bei der 30.000 Tonnen Schweröl ins Meer gelaufen sind, scheint vergleichsweise glimpflich verlaufen zu sein. In einer internationalen Hilfsaktion wurde das sichtbare Öl entfernt. Ein großer Teil des Schweröls liegt jedoch noch auf dem Meeresgrund. „Es muss beseitigt werden, falls es wieder in Bewegung gerät“, so Achim Steiner. Die Kosten der Aufräumaktionen im Libanon beziffert der Bericht nicht. „Das muss politisch geklärt werden“, so Steiner. TARIK AHMIA
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