: Keine Entwarnung: Immer noch Gift im Obst
Greenpeace: Obst und Gemüse in deutschen Supermärkten ist zu einem Viertel pestizidbelastet. Dabei schneiden die Discounter diesmal besser ab als bei der ersten Studie. „Man kann also etwas tun“, sagen die Umweltschützer
KÖLN taz ■ Obst und Gemüse in deutschen Supermärkten ist stark pestizidbelastet. Ein Viertel der angebotenen Ware stuft die Umweltorganisation Greenpeace in ihrem gestern veröffentlichten Supermarktvergleich als „nicht empfehlenswert“ ein. Dabei schnitten Kaisers/Tengelmann, Edeka und Rewe besonders schlecht ab. Obst und Gemüse von Aldi und Lidl ist am wenigsten mit Spritzmitteln belastet. Doch auch für sie gibt es keine Entwarnung. „Kein Angebot war befriedigend“, sagt Manfred Krautter von Greenpeace.
Bereits zum zweiten Mal testete die Umweltorganisation knapp 580 Proben aus deutschen Supermärkten. Bei 12 Prozent des Obstes und Gemüses wurden die gesetzlichen Höchstmengen erreicht oder überschritten, 2 Prozent der Proben sind so stark belastet, dass der Verzehr die Gesundheit von Kleinkindern gefährden kann.
Vor allem vom Kauf von Trauben und Kopfsalat rät Krautter ab. Pestizide in Lebensmitteln können den Hormonhaushalt durcheinander bringen, Krebs auslösen oder das Nervensystem schädigen. „Wer sichergehen will, kauft im Bioladen.“
Doch auch eine gute Nachricht kann Krautter mitteilen. Lidl war beim ersten Ranking Schlusslicht und büßte daraufhin 20 Prozent Umsatz ein. 14 Monate später ist der Discounter auf Platz eins. „Die Ketten können offenbar sehr schnell auf bessere Ware umstellen.“ Lidl hat nach eigenen Angaben bessere Labors als früher. Die Lieferanten wurden zu weniger Rückständen von Spritzmitteln in Obst und Gemüse verpflichtet.
Auch Rewe kündigte an, dass seine Lieferanten ab sofort unter den gesetzlichen Grenzwerten bleiben müssen. „Dem Kunden zuliebe“, sagt Rewe-Sprecher Andreas Krämer. „Nicht wegen des Rankings“, dem er „handwerkliche Fehler“ unterstellt. So seien alle Proben von Karstadt und Nahkauf Rewe zugeordnet worden. Dabei hätten die auch andere Zulieferer.
Um es den Ketten einfacher zu machen, müsse der „Flickenteppich“ aus Gesetzen und Verordnungen auf EU-Ebene endlich beendet werden, sagt Krämer. „Viele Produzenten orientieren sich an nationalen Regeln, ohne zu wissen, in welches Land ihre Produkte geliefert werden.“
Auch Greenpeace sieht die Politik in der Pflicht. Die Umweltorganisation setzt aber vor allem auf härtere Strafen. Sie zeigte alle Supermarktketten in dem Ranking wegen Überschreitung der Grenzwerte für Pestizide bei der Staatsanwaltschaft an. Allerdings lägen die Bußgelder für solche Verstöße nur zwischen 200 und 400 Euro, sagt Greenpeace-Expertin Katja Vaubel.
Deshalb hofft Greenpeace auf den Verbraucher. Die Organisation hat einen Einkaufsratgeber veröffentlicht, der neben dem Ranking auch zeigt, welche Obst- oder Gemüsesorten aus welchen Ländern besonders mit Pestiziden belastet sind.
MAIKE BRZOSKA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen