: Glühbirne, ade
„Mehr Energiesparleuchten, weniger Glühlampen“, heißt das Ziel nun auch in Deutschland. Australien plant Verbot
BERLIN taz ■ Durch den Plan der australischen Regierung, als erstes Industrieland der Welt die klassische Glühbirne zu verbieten, sind auch in Deutschland Forderungen nach dem Ende der Glühbirne laut geworden. Ein nationales Verbot sei allerdings aus europarechtlichen Gründen nicht möglich, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums gestern. Australien hatte zuvor angekündigt, dass in drei Jahren nur noch Energiesparlampen verkauft werden dürfen.
Die Koalition will stattdessen in Brüssel für alle Elektrogeräte einen sogenannten „Top-Runner-Ansatz“ durchsetzen, sagte der SPD-Umweltexperte Ulrich Kelber. Dies würde bedeuten, dass das jeweils verbrauchsärmste Modell eines bestimmten Produkts innerhalb weniger Jahre zum verbindlichen Standard für alle anderen Produkte dieser Art würde. „Das wäre über kurz oder lang das Aus für die konventionelle Glühbirne“, sagte Kelber. Ein nationales Verkaufsverbot für einzelne Produkte sei wegen der Binnenmarktregeln innerhalb der EU nicht möglich. SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer plädiert hingegen für ein Glühbirnenverbot.
Gotthard Graß, Geschäftsführer der Zentralverband Elektro- und Elektronikindustrie (Zvei) warnte vor übereilten Schritten. Angesichts von 490 Millionen Einwohnern in der Europäischen Union habe der Markt eine ganz andere Dimension als in Australien mit knapp 20 Millionen Einwohnern. Damit es nicht zu Versorgungsengpässen komme, müsse man erst einmal zusätzliche Fertigungskapazitäten für Energiesparlampen schaffen, so Graß. Zudem müssten die Verbraucher davon überzeugt werden, dass sie mit teureren Energiesparlampen langfristig Geld sparen könnten.
„Viel zu wenig Haushalte in Deutschland nutzen Energiesparlampen“, beklagt auch Eva Leonhardt von der Deutschen Umwelthilfe. Dabei schonten Sparlampen nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. „Denn sie verbrauchen sehr viel weniger Energie als herkömmliche Glühlampen und halten deutlich länger.“ Laut Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (Zvei) verkaufte die Glühbirnenindustrie im vergangenen Jahr rund 270 Millionen Glühbirnen, aber nur 27 Millionen Sparlampen. 70 Prozent davon waren Billigprodukte aus dem Ausland.
Dass sich die umweltschonenden Lichtgeber in Deutschland immer noch nicht etabliert haben, liege nicht an den Herstellern, sagt Eva Leohnhardt. Phillips beispielsweise habe im vergangenen Jahr während eines Fachdialogs im Rahmen des Energiegipfels, an dem auch das Bundesumweltministerium und weitere Glühlampenhersteller teilnahmen, ein Glühbirnenverbot gefordert. Das Ministerium entschied sich allerdings dagegen und plädierte für mehr marktwirtschaftliche Instrumente. SVEN KULKA
taz zwei SEITE 14
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen