Vieh beheizt Treibhaus

Die Viehwirtschaft gehört zu den Hauptschuldigen am Treibhauseffekt – was tun?

Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO rechnet mit einer Verdoppelung des Fleischkonsums bis 2050

BERLIN taz ■ Kein landwirtschaftlicher Bereich wächst so schnell wie die Viehzucht – und damit die Menge an Treibhausgasen aus dieser Quelle. Aus ihr stammen mittlerweile 18 Prozent der weltweit freigesetzten Treibhausgase und 80 Prozent der Emissionen innerhalb des Agrarsektors, teilt die UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) mit.

Das liebe Vieh schädigt das Klima auf vielfältige Weise. So summiert sich das ständige Rülpsen und Pupsen der 1,5 Milliarden Rinder sowie 1,7 Milliarden Schafe und Ziegen auf der Welt zu schätzungsweise 80 Millionen Tonnen Methan im Jahr. Der Umstieg auf Schweinefleisch hilft nur bedingt, denn auch aus Gülletanks entweicht Methan. Jede Tonne trägt 23-mal so viel zum Treibhauseffekt bei wie eine Tonne Kohlendioxid. Dazu kommt noch das Lachgas oder Distickstoffoxid, das aus den Gülleseen und Dungbergen freigesetzt wird. Es ist rund 300-mal so klimaschädlich wie CO2.

Auch CO2 selbst wird in der Viehzucht produziert: durch energieaufwändige Mechanisierung etwa, aber vor allem durch den Anbau von Futterpflanzen. Weltweit werden pro Jahr 90 Millionen Tonnen Erdöl oder Erdgas zu Stickstoffdünger verarbeitet. Das führt zu 250 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. In Deutschland werden fast zwei Drittel des Stickstoffdüngers nur für Viehfutter verwendet.

Um Klimaschäden zu vermeiden, müsste weltweit der Verzehr von Fleisch drastisch zurückgehen. Doch das Gegenteil geschieht: Die FAO rechnet mit einer Verdoppelung des Fleischkonsums bis 2050. Daher fordert sie, die Umweltauswirkungen pro Stück Vieh zu halbieren. Seit längerem versuchen Forscher, den Methanausstoß der Viecher bei der Verdauung zu vermindern. Kraftfutter aus Getreide ist besser als Gras. Allerdings geht der Getreideanbau wiederum mit hohen Treibhausgasemissionen einher. Australische Forscher entwickeln einen Impfstoff, der den Methan produzierenden Bakterien in den Kuhmägen zu Leibe rücken soll. Schotten und Dänen setzen auf einen Futterzusatz aus Zucker und Bakterien. Mit Dung und Gülle kann man relativ einfach Biogas gewinnen.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau fordert dagegen mehr Ökolandbau. Der nutze dem Klima durch „die Beschränkung des Ressourceneinsatzes, die optimierte Nutzung des Dungs, Fruchtfolge und zeitweilige Flächenstilllegung, Extensivierung und Umweltschutzmaßnahmen“. Reduzierte Viehbestände könnten nämlich durchaus einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. NICOLA LIEBERT