: Banken wollen Städte der Welt sanieren
New Yorker Metropolenkonferenz: Bürgermeister wollen zusammen mit Banken und Industrie den Energieverbrauch in Gebäuden weltweit senken. Kredite in Höhe von 3,7 Milliarden Euro in Aussicht. Berliner Energiepartnerschaften sind Vorbild
VON BERNWARD JANZING
Die Clinton Climate Initiative (CCI) des früheren US-Präsidenten Bill Clinton will mit einem groß angelegten Gebäudesanierungsprogramm gegen die Energieverschwendung in den Städten der Welt vorgehen. Wie die Initiative jetzt in New York bekanntgab, haben 15 Metropolen ihre Kooperation zugesagt, darunter Berlin, New York, London, Rom, Tokio, Bangkok und Mexiko-Stadt. Die Städte sind Mitglieder der im Jahr 2005 in London gegründeten 40-Städte-Initiative (C40) für den Klimaschutz.
Der Vorsitzender des C40-Klimagipfels diese Woche in New York, Londons Bürgermeister Ken Livingstone, verwies darauf, dass Gebäude für 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich sind. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit warb vor den Vertretern der Großstädte in New York für eine gemeinsame Klimapolitik der Metropolen.
Unterstützt wird das globale Energiesparprojekt für Immobilien von fünf Großbanken – der Deutschen Bank, Citigroup, UBS, ABN Amro und JPMorgan Chase. Die Geldinstitute sagten zu, jeweils eine Kreditsumme von einer Milliarde Dollar – zusammen also umgerechnet 3,7 Milliarden Euro – für die energetische Sanierung von Gebäuden bereitzustellen. Damit verdopple sich die weltweit für diesen Zweck zur Verfügung stehende Summe, rechnete die Clinton-Stiftung vor. Allerdings haben sich die Banken bisher noch nicht dazu geäußert, zu welchen Konditionen sie das Geld demnächst bereitstellen wollen. Bei der Deutschen Bank ist lediglich von Sonderkonditionen die Rede.
Mit dem Geld sollen im ersten Schritt vor allem öffentliche Gebäude in den Großstädten saniert werden, um ihren Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent zu senken. Der Clou der Sache: Für die Eigentümer der Immobilien soll das Programm kostenneutral sein, denn die eingesparten Energiekosten sollen jeweils ausreichen, um den Kredit samt den anfallenden Zinsen zu tilgen. Das Prinzip hat sich in Berlin längst bewährt: „Clinton hat das Konzept bei unseren Energiesparpartnerschaften abgeschaut“, freute sich gestern Michael Geißler, Geschäftsführer der Berliner Energieagentur.
In Berlin nämlich wurden in den letzten zehn Jahren bereits 1.300 öffentliche Gebäude nach dem Prinzip der Einsparcontractings energetisch saniert. Bei diesem Verfahren renoviert ein externer Investor auf eigene Kosten die Haustechnik, anschließend erhält er für einen definierten Zeitraum einen Teil der eingesparten Energiekosten ausbezahlt. Am Ende rechnet sich das für den Investor wie auch für den Eigentümer des Gebäudes.
Weil dieses Konzept der Gebäudetechnikbranche einen gigantischen Markt verspricht, war Siemens auf dem Klimagipfel der Großstädte in New York sogar durch Vorstand Klaus Kleinfeld vertreten. Das Unternehmen kündigte an, bei Sanierungen im Rahmen des vorgestellten Clinton-Plans 15 Prozent Preisnachlass zu gewähren. Zudem trat Siemens als Sponsor des Klimagipfels auf.
„Die Initiative setzt auf Marktmechanismen“, erklärt der Berliner Energieexperte Geißler. Wenn durch diesen Anstoß mit prominenter Unterstützung die Produktion effizienter Gebäudetechnik vorangebracht werde, führe das bei den betreffenden Produkten zu sinkenden Preisen. Damit werde die Nachfrage nach effizienter Technik weiter erhöht – und so werde man immer mehr Städte und auch private Eigentümer von Immobilien dazu bringen, ihre Objekte energetisch zu sanieren. Dass es einen solchen prominenten Anstoß braucht, ist offensichtlich: Unzählige Gebäude bleiben bislang unsaniert, obwohl eine energetische Renovierung längst wirtschaftlich ist.
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