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Die Offenheit muss Folgen habenKOMMENTAR VON MARKUS VÖLKER

Endlich reden sie, die Radler. Nicht nur einer, sondern gleich mehrere professionelle Heuchler offenbaren sich, zum Teil mit tränenerstickter Stimme. Sie ergehen sich nicht mehr in Beschwichtigungen und Floskeln, sie berichten von flächendeckendem Doping und ihrer unseligen Verwicklung in das System der Spritzen. Bert Dietz, der einstige Wasserträger im Team Telekom, scheint tatsächlich für einen Paradigmenwechsel in der notorisch verlogenen Szene der Pedaleure verantwortlich zu sein. Erik Zabel sorgte gestern für den emotionalen Höhepunkt der öffentlichen Bekenntnisse. Das ist, mit Verlaub, eine kleine Sensation. Denn zu erwarten war das Gegenteil.

Man musste davon ausgehen, dass wieder nur abgestritten und verharmlost wird, dass Dietz zum Kollaborateur gestempelt wird. Doch seit Montag, dem Tag des ersten Geständnisses, sprechen nicht nur Veteranen des Sports über ihre Vergehen mit Epo, Wachstumshormonen und Steroiden, nein, auch Mitglieder der Radsportgemeinde, sogar die so schwer belasteten Ärzte des Teams Telekom kommen nicht umhin, ihre Schuld zu bekennen. In dürren Zeilen tun sie das zwar nur, aber wenigstens tun sie es. Auch das war vor einer Woche geradezu undenkbar.

Wie weit die neue Offenheit im Radsport nun geht, liegt bei den noch stummen Kombattanten der Szene, schweigenden Hintersassen und Funktionären. Es gäbe noch sehr viel mehr zu erzählen. Zum Beispiel, ob die Sponsoren, allen voran die Telekom, wirklich so wenig wussten, wie sie dem Publikum weismachen wollen. Und wie sie das Dilemma auflösen wollen, dass sie für die Unsummen, die sie an Spitzensportler zahlen, auch immer Spitzenleistungen erwarten.

Lange Zeit haben sie alle, Sportler, Funktionäre, Geldgeber, ein Geheimnis mit sich herumgetragen, gut gehütet durch das Schweigegebot des Radsports. Jetzt wird Insiderwissen Stück für Stück zum Gut einer ahnungsvollen und deshalb gar nicht mal so überraschten Öffentlichkeit. Sie muss jetzt darauf achten, dass der plötzliche Sturm des Bekennens nicht in ein paar Wochen zu einem lauen Lüftchen wird, das sich die einschlägigen Strategen sacht um die Nase wehen lassen.

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