: Die orangene Revolution
„Die Maus soll helfen, die Welt zu verändern“: G-8-KritikerInnen haben die Trickfiguren aus der „Sendung mit der Maus“ für Protestplakate verwendet. So viel Haltung ist dem WDR aber nicht recht
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat die BetreiberInnen der Website www.klgegeng8.de aufgefordert, Maus und Elefant von ihren Seiten zu entfernen. Die Figuren aus der „Sendung mit der Maus“ seien als Marke und urheberrechtlich geschützt und sollten nicht in Zusammenhang mit den G-8-Protesten auftauchen, sagte gestern eine WDR-Sprecherin zur taz. Ob auch Schritte gegen die MacherInnen der Plakate unternommen werden, werde noch geprüft.
Die G-8-AktivistInnen nutzen Maus und Elefant auf einer bundesweiten Plakat- und Postkartenaktion. In zehn sogenannten Ach- und Krachgeschichten erklären die TV-Lieblinge die Sicht auf die Welt aus Perspektive der G-8-Protestler. Auf den Plakaten verantwortlich zeichnet ein gewisser E. Léfant aus Heiligendamm. Die Abmahnungen begründet Hilla Stadtbäumer, Redakteurin der „Sendung mit der Maus“, damit, dass die Maus „neutral bleiben müsse“. Die Figuren dürften nicht politisiert werden. „Die Maus steht dafür, Sachen zu erklären, nicht aber dafür, eine bestimmte Haltung zur Welt einzunehmen.“ Wenn das Image der Maus in so massiver Weise missbraucht werde, müsse der WDR einschreiten, so Stadtbäumer. Es gehe auch darum, Kinder vor Verwechslungen zu schützen. „Kinder können schwer unterscheiden, was die echte und was die falsche Maus ist.“ Ästhetisch seien die Plakate ja „sehr ansprechend“ gemacht. Als Fans der echten Maus outen sich auch die PlakatemacherInnen. „Die Maus hat es raus, komplexe Sachen einfach zu erklären. Das wollten wir auch machen“, sagt eine der DesignerInnen. Sie möchte die G-8-Mausserie daher auch eher als eine Art Ergänzung auffassen. „Wir haben Themen aufgegriffen, von denen wir denken, dass sie auch die echte Maus mal erklären sollte“, so die Aktivistin. Auf den Plakaten gehe es darum, den Zusammenhang von G 8 mit Themen wie Landwirtschaft, Migration oder Energie zu erklären und dadurch den Protest verständlicher zu machen. Es sei dabei durchaus auf eine neutrale Sprache geachtet worden, so die Designerin. Allerdings ließe sich kein Sachverhalt der Welt einfach erklären, ohne dass in die Beschreibung nicht auch „Haltungen“ einfließen: „Letztlich geht es dann auch darum, die Welt zu verändern. Da darf die Maus ruhig mithelfen.“
Die angemahnte Internetseite www.klgegeng8.de reagierte inzwischen auf die Aufforderung des WDR. Die Mausplakate sind dort nur noch mit schwarzen Balken „zensiert“ zu sehen. Andere Seiten präsentieren die Plakate aber noch unzensiert. Der WDR wird viel Arbeit haben, alle abzumahnen. PATRICK EHNIS
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