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Archiv-Artikel

Taktvoll in die Nacht starten

VERKEHR U-Bahn-Fahrer können sich freuen: Vor allem abends ist auf der Schiene jetzt deutlich mehr los. U8 wieder in Vollbetrieb

Ostkreuz protestfrei

■ Die Versammlungsbehörde der Polizei hat eine von kritischen Mitarbeitern und Nutzern der S-Bahn angemeldete Mahnwache im Bahnhof Ostkreuz untersagt. Die Initiative „Aktionsausschuss 100% S-Bahn“ wollte in der laufenden Woche – vom 25. bis zum 31. August – eine „Protest- und Aktionswoche 100% S-Bahn“ auf dem Ringbahnsteig durchführen. Die Aktion sollte sich gegen Senat und Bahn AG richten, die die „Ausschreibung, Zerschlagung und Privatisierung der Berliner S-Bahn“ vorantrieben, so die Anmelder. Die Versammlungsbehörde habe aber noch nicht einmal die Möglichkeit der Erteilung von Auflagen erwogen, um die Mahnwache doch zu ermöglichen. (taz)

Wer wissen will, wann Berlin ins Bett geht (und wann es wieder herausfällt), der kann das auch aus den aktuellen Fahrplanänderungen der U-Bahn herauslesen. Seit Montag nämlich fahren mehrere Linien abends häufiger – und morgens eher seltener. Damit wird das Angebot laut BVG nicht nur der insgesamt gestiegenen Nachfrage, sondern auch einem „veränderten Freizeitverhalten“ angepasst.

Berlins nighthawks profitieren vom verdichteten Abendtakt, wenn sie mit der U1 durch Kreuzberg und der U2 durch Prenzlauer Berg gondeln, mit der U5 zwischen Alex und Friedrichshain oder mit der U8 zwischen Wedding und Neukölln pendeln. Von Montag bis Freitag fahren die Bahnen bis 21.15 Uhr alle fünf Minuten, am Samstag sogar bis 22.45 Uhr. Vorher wurde die Zugfrequenz bereits um 20.30 Uhr auf einen 10-Minuten-Takt heruntergefahren. Eher marginal fällt die Maßnahme auf der U7 aus: Hier wird um 20.30 Uhr statt um 20 Uhr auf 5-Minuten-Takt umgestellt.

Leicht ausgedünnt wird das Angebot von U1 und U7 am frühen Morgen. Dafür wird auf der U5 auch zu dieser Tageszeit etwas draufgeschlagen, vor allem Richtung Alexanderplatz. Ermöglicht hat das alles ein „Mehrleistungspaket“ im Umfang von 2 Millionen Euro, das der Senat bei der BVG bestellt hat. Das Abgeordnetenhaus hatte die Aufstockung der entsprechenden Mittel Ende vergangenen Jahres bewilligt.

Zu diesen positiven Neuerungen kommt der planmäßige Abschluss von Bauarbeiten: Nach einem ganzen Jahr Ersatzverkehr rollt die U8 wieder zwischen Boddin- und Hermannstraße, und auch die U6 pendelt seit Montag nicht mehr auf ihrem nördlichen Abschnitt.

Ein weniger glückliches Bild gibt die S-Bahn ab. Zwar sind die sommerlichen Lücken auf der Stadtbahn wieder geschlossen: Zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof fahren seit Montag die Züge der S5, S7 und S75 wieder nach Plan. Dafür fährt die S1 in den kommenden Wochen nicht mehr nach Potsdam durch. Bis 12. September muss zwischen Wannsee und Griebnitzsee auf Busse umgestiegen werden.

Ganz und gar nichts Gutes verheißt dagegen die verkniffene Öffentlichkeitsarbeit der Bahn in puncto Bahnhof Friedrichstraße. Der Tagesspiegel hatte am Montag berichtet, dass die Sanierungsarbeiten, die Ende 2013 nach dem Absturz eines Riesenbrockens Beton von der Decke notwendig geworden waren, immer noch nicht abgeschlossen sind und sich sogar noch ausweiten könnten. Das Blatt zitiert einen „Insider“ mit den Worten: „Da kommt was auf uns zu.“

Auch auf Nachfrage der taz kommentierte Bahn-Sprecher Burkhard Ahlert das lediglich mit einem dürren 4-Sätze-Statement, das alle Interpretationen offenlässt: „Die Infrastruktur des Bahnhofs Friedrichstraße soll von Grund auf und systematisch verbessert werden. Dazu befinden wir uns derzeit größtenteils in der Planung. Genauere Aussagen sind erst nach Abschluss dieser Planungsphase möglich. Bis dahin werden in Teilbereichen des Bahnhofs diverse Anpassungsarbeiten notwendig sein.“ Man darf gespannt sein.

CLAUDIUS PRÖSSER