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Archiv-Artikel

Der Radiomacher

KARL GRANDT, 53, ist Projektleiter bei „Radio4Handicaps“ in Niebüll. Der gebürtige Hamburger lebt mit seiner Lebensgefährtin bei Segeberg und widmet sich der Integration von Behinderten FOTO: PRIVAT

Eigentlich ist es Karl Grandt unangenehm, dass immer er das Gesicht für seinen Sender stellt. Er ist der Leiter von „Radio4Handicaps“ – seit 2003 das einzige deutsche Behindertenradio im Internet mit Vollprogramm. „Eigentlich geht es doch um die Sache“, sagt er.

Es muss an seiner Art, an seiner Begeisterung liegen.

Als er vor dem Presseraum der Paralympics in Athen stand, wurde Horst Köhler auf ihn aufmerksam und bat von sich aus ein Interview an.

Den Bundespräsidenten begrüßt er mittlerweile mit Handschlag, doch Grandt will sich nicht damit rühmen, es gibt noch viel zu tun. Zum Beispiel für „Radio4Handicaps“ 2.000 Kilometer Fahrradfahren. Von Flensburg nach Bonn und zurück will er im Zickzack-Kurs über verschiedene Städte fahren, um über die Paralympics kommenden Jahres in Peking aufzuklären. Das ist seine zweite Tour dieser Art, trotz Autounfall und Herzinfarkt.

Grandt lässt sich nicht entmutigen, ganz im Gegenteil: Der Herzinfarkt brachte ihn erst auf die Idee mit der Radtour. Sein Arzt hatte ihm zu mehr Sport geraten, weil das Energiebündel zu viel Stress hatte.

An seinem Tatendrang hat das nichts geändert.

Zum Beispiel muss Grandt die Reise der Redaktion nach Peking organisieren, erzählt er. Bei den dortigen Paralympics helfen chinesische Studenten, den Sender auch für chinesische Menschen mit Behinderungen zu übersetzen.

Bei all dem hat er noch gar keine Zeit gehabt, seine Liane zu heiraten. Seit 23 Jahren sind die beiden zusammen.

Doch trotz des ganzen Stresses: Eigentlich leitet Karl Grandt nur einen Internet-Sender aus dem schleswig-holsteinischen Niebüll und freut sich über alle, die mitmachen wollen, natürlich auch über Menschen ohne Handicap. „Das Verständnis füreinander hat sich verbessert“, sagt er. „Gebärdensprache im Fernsehen, Paralympics-Berichte: Das war ja vor zehn Jahren noch gar kein Thema.“ Er freut sich, was erreicht ist und sagt: „Den Rest packen wir auch noch.“ STEFANIE HELBIG