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Social Sponsoring ist kein Allheilmittel

■ Bundesweit geben Firmen etwa 200 Millionen Mark für Sponsoring im sozialen Bereich aus. Langsam entwickelt sich auf dem Gebiet eine professionelle Fundraising-Szene

Je größer die öffentliche Armut, desto intensiver wird das Werben um den privaten Reichtum. Seit die Budgets der öffentlichen Kassen für Projekte immer kleiner werden, nutzen Non-Profit-Organisationen und die Wirtschaft dieses Instrument im erhöhten Umfang. 1996 waren laut Forschungsbericht des Deutschen Kommunikationsverbandes in der BRD 1.900 Unternehmen als Sozio- Sponsoren tätig.

Reinhard Lang von der Arbeitsstelle Fundraising und Sozial- Sponsoring, warnt jedoch davor, im Sponsoring ein Allheilmittel zu sehen. Die Hoffnung, durch gekürzte öffentliche Zuwendungen entstandene Löcher durch Sponsoring zu stopfen, sei schon wegen des vergleichsweise geringen Umfangs trügerisch, meint er. Ein Beispiel: Den 34 Milliarden Mark, die bundesweit von der öffentlichen Hand für die Jugendhilfe gezahlt würden, stünden für den gesamten sozialen Bereich nur maximal 150 bis 200 Millionen Mark Sponsorengelder gegenüber.

Selbst wenn geeignete Sponsoren gefunden werden, gibt es manchmal noch Probleme. Ein Hindernis für Träger im Jugend- und Sozialbereich ist die Finanzierung selbst. Denn viele Projekte werden im Rahmen der „Fehlbedarfsfinanzierung“ gefördert. Das bedeutet, daß Projekte nur Mittel vom Senat oder Bezirk bekommen, wenn sie nachweisen, daß ihnen das Geld fehlt. Gesponsertes Geld muß dem Zuwendungsgeber jedoch als Drittmittel angegeben werden. Dadurch verringere sich der jeweilige Fehlbedarf und damit möglicherweise auch die Zuwendung. Deshalb rät Reinhard Lang, bei zusätzlich eingeworbenen Mitteln „im Vorfeld unbedingt Gespräche mit den zuständigen Fachverwaltungen zu führen“.

Doch auch die Sponsorsuche selbst ist besonders für kleine Projekte oft langwierig und sehr aufwendig. Mittlerweile gibt es jedoch Agenturen, die Projekte vermitteln und Sponsoren beraten. „Derzeit beginnt sich in Deutschland eine professionelle Fundraising- Szene zu entwickeln“, sagt Lang. Eine dieser Agenturen ist der Berliner Sponsoring Markt (BSM), der im Internet eine Projektdatenbank anbietet. Initiator Michael Rietz hat Ende des vergangenen Jahres rund 80 Organisationen und Vereine aus dem sozialen Bereich angesprochen, um mögliche sponsorsuchende Projekte zu sammeln und sie in die Datenbank aufzunehmen. „Das Interesse war sehr groß, jedoch hat sich auch gezeigt, daß es eine hohe Unsicherheit bei der Bewertung von Social Sponsoring gibt“, zieht Rietz Bilanz. Er verschickte schließlich nur 30 Aufnahmefragebögen, bisher sind nur eine Handvoll Projekte im Internet vertreten. Als Grund für die Zurückhaltung nennt er die „Kontaktängste“ der Projekte zur Wirtschaft. Diese sind nach Rietz' Erfahrung jedoch meist ungerechtfertigt: „Die Unternehmen wollen keinen direkten Einfluß nehmen, sondern nur werben.“ Im Internet vertreten ist zum Beispiel das Theaterprojekt „Spurensuche“, das sich mit der „deutsch-jüdischen Versöhnung in Deutschland“ beschäftigt. Für eine Tournee der Theatermacher versucht Rietz deshalb derzeit, Reisebüros als Sponsoren zu werben. Bei Abschluß eines Vertrages bekommt er vier Prozent der Sponsoringsumme. Reich werde er davon nicht, meint Rietz. Bis Mitte des Jahres will er die ersten Sponsoring-Partnerschaften angeschoben haben. Julia Naumann

Ansprechpartner: Reinhard Lang, Friedrich Haunert, Arbeitsstelle Fundraising und Sozial-Sponsoring, c/o SPI ServiceGesellschaft, Boppstraße 10, 10967 Berlin, Tel.: 69 00 85-26/-73; Michael Rietz, BSM Berliner Sponsoring Markt, Johanniterstraße 11, 10961 Berlin, Tel.: 692 87 78, http://www.online- concept.de/pace/bsm.htm

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