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KommentarLob der Heuchelei

■ Schanzenpark-Dealer sind nur ein Vorwand für Wasserturm-Dealer

Dunkle Wolken ballen sich über den Schanzenpark zusammen und es regnet Junkies, Dealer und Probleme. Ganz plötzlich und nur aufgrund überregionaler Schlagzeilen haben die ahnungslosen Möchtegern-Hotelbauer erfahren, daß das Grün um den Wasserturm herum ein heißes Pflaster ist. Niemand hat ihnen lautstark in den Ohren gelegen, daß der Wasserturm kein Ort für eine Bettenburg ist. Der Rückzieher hat auch nichts mit Geldmangel zu tun.

Tatsächlich spielten Razzien im Schanzenpark schon im Polizeiskandal, der den Zeitraum vor 1994 umfaßt, eine Rolle. Gedealt wurde damals „nur“mit Koks und Haschisch; Drogen, die selten verelendete KonsumentInnen anziehen. Der entscheidende Einschnitt, der die AnwohnerInnen bis zur Unerträglichkeit belastet, kam erst mit der Vertreibung der Heroin-Szene aus St. Georg. Aber auch das ist schon zwei Jahre her.

Warnungen, daß das Viertel mangels ausreichender Drogenhilfeeinrichtungen, nicht vorbereitet ist, gab es genug. Warum die Polizei ausgerechnet dort – wie auch am Hauptbahnhof – Dealerei duldet, und die Szene nicht etwa an Orte drängt, wo BewohnerInnen und S-Bahn-NutzerInnen weniger belastet werden, bleibt ein Rätsel. Denn daß das Problem selbst durch die Verhaftung sämtlicher Frontdealer – der kleinen Fische – nicht gelöst würde, ist allen klar.

Doch Szene hin oder her: Dem geplatzten Investorplan muß keine Träne nachgeweint werden. Wird das Hotel nicht gebaut, besteht die Hoffnung, daß im Wasserturm doch noch etwas Sinnvolles für den Stadtteil entsteht. Silke Mertins

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