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„Sie haben mich sieben Stunden gequält“

■ Der mehrfach verhaftete iranische Studentenführer Manuscher Mohammadi über Folter und Methoden des iranischen Geheimdienstes, Geständnisse zu erpressen

taz: Wo und von wem wurden Sie verhaftet?

Manuscher Mohammadi: Als ich gerade die Teheraner Universität betreten wollte, um an der Kundgebung teilzunehmen, überfielen mich sechs bewaffnete Personen in Zivil. Sie schlugen mich und zerrten mich dann brutal in ein Auto, mit dem sie mich zum Teheraner Sitz des Sicherheits- und Informationsdienstes brachten. Dort sperrten sie mich sofort in eine Zelle ein.

Können Sie diesen Ort näher beschreiben? Unter welchen Bedingungen wurden Sie festgehalten?

Die Zelle befand sich im Keller des Gebäudes. Darin war es sehr dunkel, beklemmend und schrecklich.

Ich bekam die ganze Zeit kaum etwas zu essen. Als ich nach Wasser verlangte, antwortete man mir, daß ich nur etwas zu trinken bekäme, wenn ich beten wolle, sonst nicht.

Wurden Sie auch gefoltert?

Ja. Sie haben mein Gesicht blutig geschlagen, mich mit Füßen getreten. Während ich jetzt mit Ihnen spreche, schmerzt immer noch mein ganzer Körper.

Haben sie Ihnen gegenüber Ihre Festnahme begründet?

Sie sagten, daß wir, meine Freunde und ich, ganz Teheran in Aufruhr versetzt hätten. Sie legten mir ein Papier vor, das ich unterschreiben sollte.

Welchen Inhalt hatte dieses Papier?

Dort war mein sogenanntes Schuldgeständnis verfaßt. Man hat mich etwa sieben Stunden lang psychisch und physisch unter Druck gesetzt, damit ich es spätestens bis zum nächsten Morgen unterzeichne.

Haben Sie letzten Endes, unter dem Druck der Folterungen und Mißhandlungen nachgegeben?

Natürlich habe ich das Papier nicht unterschrieben. Meine Unterschrift unter dieses Schreiben käme einem Todesurteil für mich gleich.

Welcher Vergehen sollten Sie sich mit Ihrer Unterschrift für schuldig bekennen?

Ich sollte zugeben, daß ich mit der iranischen Opposition im Ausland zusammenarbeite und von ausländischen Kräften finanzielle Unterstützung erhalte. Außerdem behaupteten sie, genau zu wissen, daß ich mich während meiner Aufenthalte im Ausland mit dort lebenden Oppositionellen getroffen hätte. Außerdem sollte ich mit meiner Unterschrift bestätigen, daß ich auf Veranstaltungen gegen die iranische Regierung aufgegetreten sei. Interview: Majid Roschanzadeh

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