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Umzugsmetropole Berlin: Sony goes Potsdamer Platz

■ Der Elektronikkonzern bezieht heute seine neue Europazentrale am Potsdamer Platz. Eröffnung der gesamten Sony-City im Februar 2000 mit den Filmfestspielen „Berlinale“

Die Bauarbeiter gehen, die Elektronikmultis kommen. Nach vier Jahren Bauzeit und exakt 12 Monate nach der Eröffnung der DaimlerChrysler-City gegenüber zieht heute Sony in sein neues Hauptquartier am Potsdamer Platz. Als erstes packen die Mitarbeiter der Branchen „Cinema“ und „Entertainment“ dort ihre Kisten aus. Sie siedeln vom Wirtschaftszentrum Kreuzberg sowie von der Friedrichstraße hinüber an den Potsdamer Platz.

Mitte Oktober ist der Umzug der Abteilung „Unterhaltungselektronik“ sowie der Firmenspitze vorgesehen. Deren Standort war bisher Köln. Die Europa-Zentrale des Elektronikriesen Sony wird dann auf einer Gesamtfläche von 20.000 Quadratmetern unter „einem Dach“ vereint sein, wie die Firma frohlockt. Symbol der Konzentration und bauliche Chiffre des „Sony Entertainment Centers“ bilde das aufgespannte Zeltdach, das die Plaza der Sony-City überdacht.

Wer gedacht hätte, die Elektroniker zögen in den fertiggestellten Glastower direkt am Potsdamer Platz, sieht sich getäuscht. Das 25-geschossige Hochhaus soll an internationale Unternehmen vermietet werden, die für die Aussicht 1.000 Mark pro Quadratmeter berappen sollen – ein nach gängigen Marktkategorien illusionärer Preis. Derzeit werden für sogenannte 1-A-Lagen nicht einmal 500 Mark berechnet. Sony selbst zieht in die beiden Häuser an der Bellvue Straße, ebenfalls Glaskisten vom Reißbrett des Architekten Helmut Jahn, der das 1,5 Milliarden Mark teure Projekt entworfen hatte.

Die Eröffnung der gesamten Sony-City ist für Februar 2000 geplant. Auf der Gesamtfläche von 132.000 Quadratmeter versammelt sich dann ein bauliches Unterhaltungs- und Kommerzspektakel mit Büros, Läden, Gastronomien sowie Multiplex- und Imax-Kinos.

Während etwa Hans Stimmann, Staatssekretär beim Stadtentwicklungssenator, den Standort mit DaimlerChrysler und Sony als neues innovatives Freizeit- und Kulturzentrum sieht, halten Kritiker die Konzentration kultureller Einrichtungen am Potsdamer Platz für fatal. Die Entscheidung des Senats, etwa die Filmfestspiele „Berlinale“ ab 2000 im Sony-Center abzuhalten, habe zum Niedergang der City-West beigetragen, so Charlottenburgs Baustadträtin Beate Profé. rola

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