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Betriebsrat bald mit Headset

Call-Center-Beschäftigte demonstrieren für die Einrichtung eines Betriebsrates bei Hotline GmbH. Die Geschäftsführung lehnt dies jetzt nicht mehr grundsätzlich ab

Die erste Protestkundgebung von Berliner Call-Center-Beschäftigten gegen unsichere Arbeitsbedingungen hat am Montagabend zu einem vorläufigen Erfolg geführt. „Ich habe nichts gegen einen Betriebsrat“, sagte gestern der Geschäftsführer der Hotline GmbH, Hartmut Horst. Er halte ein solches Arbeitnehmergremium zwar für nicht zeitgemäß – „aber wenn es denn sein muss, meinetwegen.“ Nach Angaben von Mitarbeitern hatte Hotline dies bisher strikt abgelehnt. Stattdessen sei mit Entlassung und Lohnkürzungen gedroht worden, sollte das Gremium installiert werden.

Am Montagabend hatten rund 50 Beschäftige aus Berliner Call-Centern und Mitglieder der IG-Medien-Jugend vor dem Friedrichshainer Call-Center für die Gründung eines Betriebsrates demonstriert. „Her mit dem Betriebsrat in der Hotline“, „Schluss mit dem Hire and Fire“, stand unter anderem auf Transparenten. Hotline-Beschäftigte selbst hatten an der Kundgebung nicht teilgenommen – aus Angst vor Repressalien. Solche Ängste hält Geschäftsführer Horst für unbegründet. Er werde nicht den Fehler machen und Leute entlassen, die sich für einen Betriebsrat einsetzten. „Ich komme selbst aus einer linken Tradition.“ Ein Betriebsrat werde jedoch nicht die Arbeit erleichtern, da man sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren müsse.

Bei Hotline arbeiten nach Horsts Angaben rund 200 Beschäftigte – 30 in Vollzeit, rund 170 in Teilzeit. Überwiegend Studenten stülpen sich den Headset über den Kopf. Kürzlich wurden 40 Beschäftigte entlassen, weil ein Kunde seinen Großauftrag kurzfristig reduziert hatte. „Kurz vor Weihnachten bekam ich meine Kündigung, musste mir zwischen den Jahren einen neuen Job suchen“, sagt eine 24-jährige Studentin. Sie ist nicht zum ersten Mal aus einem Call-Center geflogen. „Die wälzen ihr Unternehmerrisiko auf die Agents ab. Da braucht man Schutz.“

Trotzdem: Die Call-Center-Branche boomt. Für ihre etwa 70 Unternehmen in der Stadt arbeiten rund 6.000 Beschäftigte – in meist ungesicherten Arbeitsverhältnissen. Betriebsräte sind selten. Für Gewerkschaften ist es schwer. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt IG-Medien-Sekretär Manfred Völlmer. Oft herrrsche ein freundliches „Du“ – „aber wenn es hart auf hart kommt, ist klar, wer am längeren Hebel sitzt“.

Einige Hotline-Beschäftigte haben deshalb die Initiative für einen Betriebsrat ergriffen. Dieser solle „ein Klima schaffen, in dem unsere Rechte eingehalten und Entlassungen sozial abgefedert werden“, heißt es in einem Flugblatt an die Hotline-Mitarbeiter. Das hat offenbar gewirkt. Stimmungsmäßig habe sich auf der Belegschaftsversammlung, die im Anschluss an die Kundgebung stattfand, eine Mehrheit für einen Betriebsrat ausgesprochen, so ein Teilnehmer. Die Geschäftsführung werde jetzt zu einem Gespräch über das weitere Vorgehen laden. „Wir lassen nicht mehr locker.“

Am Rande der Versammlung war es allerdings zu einem „unschönen Vorfall“ gekommen, wie Horst berichtete. Zwei betriebsfremde Personen hätten versucht, sich Zutritt zu verschaffen. Als der Personalchef sie daran zu hindern suchte, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Dabei sei der Mitarbeiter im Gesicht verletzt worden.

RICHARD ROTHER

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