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RCDS verteidigt seine Rechtsausleger

Beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten wird mobil gemacht – gegen „Hochverräter“ in den eigenen Reihen

BERLIN taz ■ Der CDU-nahe „Ring Christlich-demokratischer Studenten“ (RCDS) wird die neurechten Geister nicht los, die in zwei seiner Hochschulgruppen das Sagen haben. Nach einem Bericht der taz vom vergangenen Dienstag über den von extrem Rechtslastigen unterwanderten Vorstand des Studentenrings in Bonn wird innerhalb des RCDS eine regelrechte Kampagne geführt – gegen jene, die sich der Rechtstendenzen erwehren wollen. „Jetzt kommt es darauf an, die Hochverräter in unseren Reihen exakt zu identifizieren und endgültig rauszuschmeißen“, schreibt ein Student auf der internen Mailingliste des Bundes-RCDS, die der taz vorliegt.

Er ist nicht der einzige. Der RCDS schließt die Reihen fest um seine Bonner Filiale, die nur noch formell christdemokratisch erscheint: Im dortigen Vorstand sitzt seit Jahren ein Verteidiger der Waffen-SS, ein Autor des neurechten Leitblattes Junge Freiheit war bis kurzem Vorsitzender, manche Mitglieder begrüßen sich mit „Heil dir“. Nun stellt sich heraus, dass auch auf der offiziellen Homepage des RCDS das Blut-und-Kampf-Vokabular gepflegt wird - von führenden Funktionären.

Der RCDS-Landeschef aus NRW etwa schreibt von einem „Vernichtungsfeldzug“ gegen den Ring und einem „Bruderkampf innerhalb der Christdemokratie“. Hintergrund ist, dass sich die Bonner Junge Union entschlossen hatte, mit einer eigenen Liste gegen den rechtslastigen RCDS bei den Studentenparlamentswahlen anzutreten.

Zwei ehemalige Vorsitzende des Bonner RCDS wurden zwar gerade vom Bundesverband ausgeschlossen. Die Hintergründe aber wollen manche verheimlichen. „Es gibt Umstände, die dürfen zum Wohle aller nicht publik werden“, begründet das ein RCDS-Chef aus dem Norden – sonst habe das „negative Folgen für meine Gruppe in Kiel“.

Kein Wunder, dass sich der Kieler Vorsitzende Torben Frank Sorgen macht. Er führt einen RCDS, dem noch vor kurzem engste Kontakte zu Neonazis nachgesagt wurden. Eine Veranstaltung in der Uni Kiel wurde 1998 von einem schwarz uniformierten Saalschutz gegen Linke abgeschirmt. Die Ordner stammten vom „Freiheitlichen Volksblock“, der sich selbst als „zeitgemäße SS“ bezeichnet. Veranstalter war die zu Teilen mit dem RCDS personalidentische „Hochschulgilde Theodor Storm“. Beide, Volksblock und Hochschulgilde, sind Beobachtungsobjekte des Verfassungsschutzes.

Wer es wagt, sich zur Aufklärung zu bekennen, wird zum Feind erklärt. Ein mutiger Ringstudent etwa schrieb jetzt, „der RCDS-Bonn hatte nicht nur einen rechtsradikalen (manchmal sogar rechtsextremen) Vorstand […], sondern er unterstützte ihn sogar noch moralisch“. Malte Cordes, Listenführer des RCDS in Bonn, fragte darauf auf der Mailingliste: „Was wird vom Bundesvorstand des RCDS gegen ihn [Name der taz bekannt] unternommen werden?“

Die Reaktionen auf die Vorgänge im RCDS sind zwiespältig. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Friedrich Merz, adelt die Bonner Anfang Februar mit einem Besuch. Für Merz’ Sprecher „ein ganz normaler Termin“. Die Bonner Studenten hingegen gaben dem RCDS als bislang stärkster Bonner Fraktion weniger Stimmen. Bei der Wahl zum Studentenparlament in der vergangenen Woche bekam der RCDS nur noch 8 statt bisher 13 Sitze. Die JU kam auf 4 Sitze, die Grüne Hochschulgruppe errang 12, die Jusos 10 Sitze. CHRISTIAN FÜLLER

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