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Heute ohne Hitler

Im Rahmen der Aktionswoche gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Übersee-Museum sollen Schulklassen etwas über Kolonialismus lernen. Doch die denken nur an den einen ...

taz ■ Hitler. Wo steckt eigentlich dieser Hitler. Ihn hatten die 23 Schüler und Schülerinnen der zehnten Hauptschulklasse des Schulzentrums Findorff im Übersee-Museum eigentlich erwartet. Aber von Hitler war gestern während der anderthalb Stunden dauernden Führung keine Rede, sondern vielmehr von Rassismen in Museen und von völkerkundlichen Ausstellungen, die stereotype Bilder anderer Kulturen vermitteln.

Das ist das Thema einer aktuellen Mini-Ausstellung im Übermaxx. Im Rahmen einer Aktionswoche gegen Rassismus zeigt das Übersee-Museum dort anhand von Fotos, wie früher die Menschen in den Kolonien dar- und ausgestellt wurden. Für Schulklassen wird für 90 Euro eine anderthalbstündige Führung zum Thema Kolonialismus angeboten.

Und die reißt leider nicht alle vom Hocker, wie Museumspädagogin Bettina von Briskorn gestern am ersten Tag der Aktionswoche erfahren musste. Die meisten schalteten während ihres Vortrags ab oder beschäftigten sich mit anderen Dingen. „Darf man hier trinken?“, wollte ein Mädchen wissen. Die Kifferfraktion bewunderte eine ausgestellte Pfeife – „he, guck mal, ’ne Blubber für Anfänger“ – wieder andere interessierten sich für die lebensecht nachgebildeten Eingeborenen-Gipsfiguren, von denen einige Fotografien im Übermaxx zu sehen sind. „Ey, die hat ja voll die Hängetitten.“

Dennoch gab es immer eine Hand voll Jugendlicher, die derMuseumspädagogin zuhörten. Und hinterher sagten viele, dass sie es eigentlich ganz interessant fanden, wenn auch ein bisschen viel Vortrag. Paddy hatte erwartet, dass die Ausstellung mehr mit ihrem aktuellen Unterrichtsthema NS-Zeit zu tun haben würde. Und war enttäuscht. „Ich wusste nicht, dass es auch um Asien und so gehen würde“, sagte der 17-Jährige. KZs hätten ihn interessiert, aber auch „wie die Leute früher gelebt haben“. Refet (18) sah das genauso. „Doch, das war schon ganz interessant, aber mit Hitler hatte das ja nichts zu tun.“

Der Bogen von der Ausstellung über Kolonialismus im Übersee-Museum zum Leben im Dritten Reich sei wohl doch etwas zu weit gewesen, entschuldigte der Welt- und Umweltkundelehrer Helmut van Kampen die schwindende Aufmerksamkeit seiner Klasse. Dabei hätten sie Deutschland als Kolonialmacht auch durchgenommen. „Eigentlich können die Ihnen sämtliche deutsche Kolonien herunterbeten.“

Auch die Museumspädagogin überlegte, ob sie das nächste Mal mehr auf Mitmachelemente setzen sollte. André (17) jedenfalls fand den ersten Teil der Führung besser, als die Schüler und Schülerinnen sich in der ständigen Ausstellung des Übersee-Museums verteilen sollten, um hinterher erzählen zu können, was das Museum über den Alltag auf anderen Kontinenten sagt.

„In Amerika lebt man in Tipis“, las einer aus seinem Fragebogen vor. Und wunderte sich dann doch, weil Wolkenkratzer und Highways im Museum nicht vorkommen. Von Briskorn erklärt den Lerneffekt: „Genau, Museum, das ist konstruierte Geschichte, da tut man so, als wäre etwas so und erzeugt ein bestimmtes Bild im Kopf.“ Und da waren dann doch alle mehr oder weniger begeistert dabei – auch ohne Hitler. Eiken Bruhn

Anmeldungen für die Führung unter 160 38 171. Noch bis 21. März.

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