: Dutschke will in den Bundestag
Rudis Sohn Marek will in Berlin kandidieren – auch wenn er gegen Ströbele antreten müsste. „Ich bin nur den grünen Hoffnungen verpflichtet“
BERLIN taz ■ Sieben Jahre seien genug, sagt er, haut mit der Faust auf den Kaffeehaustisch in Berlin-Mitte und nennt Kanzler Schröder einen, der für einen „Wahlbetrug“ verantwortlich sei – weil schon im nahen Herbst die nächsten Bundestagswahlen abgehalten werden sollen: Marek Dutschke, 24, Sohn von Gretchen und Rudi Dutschke, will da mitmischen. „Hals über Kopf“ habe er seinen Hospitantenplatz in Brüssel im Büro des grünen Milan Horacek verlassen, um in Berlin „den günstigen Zeitpunkt“ zu erwischen.
Und der ist für ihn, den gelernten Politologen, jetzt gekommen: Sieben Jahre haben die Grünen viel zu sehr auf Kompromisse gesetzt, den Atomausstieg nicht konsequent genug betrieben, die Gesundheits- und Sozialpolitik nicht auf die Wünsche und Nöte der „Ausgegrenzten“ – des „neuen Proletariats“ – ausgerichtet. Dutschke findet: „Die Opposition ist der Platz der Grünen – und dort brauchen sie junge, frische Politiker.“ Um den Bogen über die Generationen zu spannen. Das heißt in seinem Fall konkret und via Spiegel Online publiziert: Marek Dutschke, seit vier Jahren Mitglied der Grünen, aktuell in keinem Parteibeschäftigungsverhältnis, möchte einen vorderen Platz auf der Landesliste der Berliner Grünen. Und er will kämpfen: Denn in Brüssel, noch vor der Abreise in seine Berliner Wahlheimat, riet man ihm ab. Er sei nicht hart genug – und würde im Politgeschäft „untergehen wie die ‚Titanic‘ “. In gewisser Weise gibt Dutschke der spontanen Einschätzung seiner Qualitäten im parlamentarischen Einerlei ja auch Recht: „Ich habe keine institutionelle Erfahrung, aber das ist doch auch eine Qualität.“ Er meint: nicht verbraucht zu sein, nicht aufgerieben von Absprachen und fraktionsübergreifenden Freundlichkeiten.
Er jedenfalls – diesen Satz unterstreicht er abermals mit einem energischen Lufthandkantenschlag – will das Kämpferische zurückbringen, das Ungeduldige und Aufrührerische. Aber weiß er nicht, dass die Grünen allmählich ihre Versorgungsfälle haben werden – und die nicht einfach … „Ich bin keiner Person verpflichtet, nur den grünen Hoffnungen, die so sehr in den letzten Jahren enttäuscht wurden.“ Bedauerlich fände er nur, müsste er gegen Christian Ströbele kandidieren: „Der ist der frischeste unter den Berliner Grünen, der imponiert uns Junge am meisten.“ Die anderen Rivalen müssen sich jetzt stellen: „Ich kann wirklich untergehen und scheitern, aber die Grünen wollten früher das Unmögliche – und ich werde mich auch behaupten.“ Er wird’s versuchen, das werden die Altgrünen noch merken. JAN FEDDERSEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen