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Verkäuferinnen wollen ver.dienen

Mit Warnstreiks reagiert Ver.di auf die Unterbrechung der Tarifverhandlungen im NRW-Einzelhandel. Zum Ärger der Gewerkschaft werden in der Branche bereits jetzt immer seltener Tariflöhne gezahlt

VON KLAUS JANSEN

Der nordrhein-westfälische Einzelhandel steht vor einem langen Arbeitskampf. Mehrere hundert Beschäftigte legten gestern kurzzeitig die Arbeit nieder. In Dortmund demonstrierten rund 200 MitarbeiterInnen von Kaufhäusern und Lebensmitteldiscountern gegen die Arbeitgeber-Forderungen nach Öffnung der Tarifverträge. In Düsseldorf blieben die Kaufhaus-Riesen Karstadt und Kaufhof wegen Betriebsversammlungen bis zum Mittag geschlossen. „Wir bereiten uns auf eine harte Auseinandersetzung vor“, sagt Folkert Küppers vom Fachbereich Einzelhandel der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di in NRW.

Ausgelöst hatte die Warnstreiks die Ankündigung der Arbeitgeber, eine für heute angesetzte Tarifverhandlungsrunde platzen zu lassen. „Es gibt kein Zeichen für ein Entgegenkommen von Ver.di“, sagt Heinz Trompetter, Hauptgeschäftsführer des NRW-Einzelhandelsverbandes der taz. Die Stimmung zwischen den Verhandlungspartnern ist nach bereits drei gescheiterten Verhandlungsrunden mies: Ver.di besteht auf 3,5 Prozent mehr Lohn für die rund 410.000 Beschäftigten, die Arbeitgeber wollen Sonderzahlungen und Zuschläge etwa für Wochenendarbeit kürzen.

Besonders strittig ist die Öffnung der Tarifverträge für so genannte betriebliche Bündnisse. Schon jetzt wird nur noch rund die Hälfte der Angestellten im Einzelhandel nach Tarif bezahlt. Billigketten wie Woolworth und Kik sind bereits aus der Tarifbindung ausgeschieden, andere große Discounter wie Lidl, Schlecker oder Aldi umgehen die bestehenden Verträge häufig durch unbezahlte Überstunden. „Gewerkschafter werden dadurch existenzbedrohlich unter Druck gesetzt“, sagt Andreas Hamann, Autor des von Ver.di in Auftrag gegebenen „Schwarzbuch Lidl“, das die Methoden der Discounter illustriert und im Dezember bundesweit für Aufsehen sorgte (taz berichtete).

Die Arbeitgeberseite bedauert die Alleingänge einzelner Firmen zwar offiziell, macht sie sich in den Verhandlungen jedoch zu Nutze: „Wir brauchen eine Flexibilisierung, damit unsere Mitgliedsunternehmen Tarifverträge überhaupt anerkennen“, so Verbandsgeschäftsführer Trompetter zur taz. Zudem sei es vor allem für mittelständische Unternehmen schwer, vom Tarifvertrag abweichende Bündnisse auszuhandeln: „Es muss immer erst wie im Fall Karstadt die Insolvenz vor der Tür stehen, bis sich die Gewerkschaft bewegt“, sagt Trompetter.

Durch den Verweis auf die angespannte Lage der Branche will sich Ver.di jedoch nicht von ihren Forderungen abbringen lassen. „Wir schenken den Unternehmen kein Geld, das sie dann in ihren Konkurrenzkampf investieren“, sagt Gewerkschafter Küppers. Am kommenden Montag will die Ver.di weitere Protestaktionen einleiten. Auch im Weihnachtsgeschäft könnten Karstadt- und Kaufhof-Filialen geschlossen bleiben.

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