: Handel mit Placebos
■ Was macht man mit 20 000 Tabletten im Auto? Verhökern?
im Auto? Verhökern?
In den 80er Jahren galt er als einer der besten deutschen Gewichtheber: Neunmal gewann er die nationalen Meisterschaften, war Polizei-Europameister und Achter der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles. Die Rede ist von Olaf Peters, 36 Jahre alt, von Beruf Polizeibeamter. Gestern mußte er sich vor dem Amtsgericht wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz verantworten.
Der alternde Muskelprotz (eine Zuschauerin: "Klassische V-Form - breite Schulter, schlanke Hüfte.") soll große Mengen Tabletten erworben und verkauft haben, die zwar lediglich Coffein und Lactose enthielten, aber wie das verschreibungspflichtige Anabolikum "Nerobol" verpackt waren. Gegen einen früheren Strafbefehl über 100 Tagessätze zu je 70 Mark hatte der Angeklagte Einspruch eingelegt.
Mit eigenem Konsum begründete Olaf Peters gestern am ersten Verhandlungstag, daß 20000 Tabletten in seinem Auto gefunden wurden. Nachdem er mit dem Gewichtheben Schluß gemacht habe, "wollte ich beim Body Building schnell nach vorne kommen". Vom Zeugen Sch. bekam der Angeklagte die Präparate billig. "Deshalb habe ich ihm vorgemacht, ich würde sie verkaufen und könnte mehr abnehmen." Daß es sich nur um sogenannte Placebos handelte, wußte er nicht.
Insgesamt 150000 Tabletten soll Peters gewinnbringend verkauft haben. Das Umfeld: Zwei Fitneßstudios, an denen er beteiligt ist. Olaf Peters bestreitet die Vorwürfe mit dem Hinweis, daß er sich damit selber geschadet hätte. "Ich bin der beste Athlet im Studio. Wenn ich das Zeug verkauft hätte, wären mir andere vielleicht gefährlich geworden." Dennoch: "Besonders überzeugend finde ich das nicht", kommentierte Richter Nothmann und gab Olaf Peters zu verstehen, er sei gut beraten, den Strafbefehl doch noch anzunehmen. Torsten Schubert
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