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■ Kommunikationsexperiment im Rahmen von „Berlin dnes a tady '94“

Händeschütteln ist in unserem Kulturkreis ein leicht verständliches Zeichen von freundlich gesinntem, kommunikativem Handeln. Buchstäblich und übertragen ist genau dies das Anliegen eines Projekts, das noch bis 13.Juni im Tschechischen Zentrum stattfindet: ein Händeschütteln im großen Stil allerdings.

Für ein Projekt im Rahmen des Berlin-Prag-Kulturfestivals „Berlin dnes a tady – Berlin hier und jetzt“, benutzen Lux Logis (das sind Barbara Aselmeier, Joachim Blank, Armin Haase und Karl Heinz Jeron) das Internet, ein nichtkommerzielles, ziviles Netz, das vier Millionen Computer und ca. 40 Millionen Menschen verbindet, als Medium, mit dessen Hilfe sich u.a. Künstler und Künstlerinnen in Berlin und Prag in „Echtzeit“ über ihre Arbeit austauschen können.

So wird bei „Handshake“ ein Kommunikationsmedium, das 1969 in den USA eigentlich für den militärischen Bereich entwickelt wurde, in diesem Fall zum Träger der kulturellen Verständigung zwischen Ost und West. Ein Beispiel: In sogenannten Rorschachtests werden den BenutzerInnen Graphiken von Symbolen gezeigt. Aufgrund ihrer Assoziationen sollen sie die Graphiken bearbeiten, und klar erkennbare Zeichen daraus machen (in sich krümmenden Würmchen könnten beispielsweise Stühle gesehen werden) – ein Experiment, das einerseits die Spezifik des jeweiligen Kulturkreises dokumentieren soll, andererseits auch Gemeinsamkeiten deutlich machen kann.

Was Lux Logis mit dem „Handshake“-Projekt intendiert, ist, den Nachbarn Osteuropa, über den hierzulande meist nur via Nachrichten-Massenmedien informiert wird, gerade auch über ein Massenmedium im Einzelfall erfahrbar zu machen. Aus einer abstrakten Fernseh-Realität wird ein geradezu privat-virtueller Kontakt. Vor allem (Medien-)KünstlerInnen sind angesprochen, über Internet zu beschreiben, wie sich ihre Alltags- und Arbeitswirklichkeit in den letzten Jahren verändert hat: shake hands.

Das Projekt als solches ist bereits beim Osteuropäischen Videofestival im Dessauer Bauhaus zu sehen gewesen und wird mit der MS Stubnitz nach Polen und Rußland fahren – die Achse Berlin– Prag bildet nur einen Baustein des Kommunikationsexperiments. Im Tschechischen Zentrum werden einige der InitiatorInnen ständig anwesend sein, um die BesucherInnen anzuleiten und die Kommunikation zu koordinieren. „Handshake“ kann daher – neben allen medientheoretischen und interkulturellen Anregungen – auch einfach zum reinen Informationsvergnügen werden, zum „Echtzeit“-Austausch mit denen, die in Prag an den Geräten sitzen. peko/Annette Weber

Bis 13.6., 15–21 Uhr, Tschechisches Zentrum, Leipziger Straße 60, Mitte.

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