: „Die opfern uns die Zentralbibliothek!“
■ Macht dieser Neuordnungs-Jonglage ein Ende, drängelt Bibliotheksleiterin Lison-Ziessow
„Von der Zentralbibliothek redet schon keiner mehr“, ärgert sich Bibliotheksleiterin Barbara Lison-Ziessow. „Diese Diskussion wird immer schwammiger.“ Ein Konzept, ein Konzept und ein Konzept zur Neuordnung der Bremer Stadtbibliothek legten die Kulturdeputierten letzte Woche der Kulturbehörde auf den Tisch – und verloren sich darin ein weiteres Mal im Dezentralisierungs-Roulette: Soll es künftig 16, 13, 10 oder doch nur 5 Bibliotheken in Bremen geben? „Die Diskussion um die Dezentralisierung wird langsam ziemlich beliebig“, sagt Barbara Lison-Ziessow. „Dieser Unentschlossenheit darf aber die neue Zentralbibliothek nicht geopfert werden!“
Es habe ja schon Tradition in Bremen, daß es keine vernünftige Zentrale gebe, und diese Tradition werde nach Kräften am Leben erhalten. Wer über die Stadtteilbibliotheken und EDV-Utopien rede, könne natürlich fleißig mit Zahlen jonglieren, findet Lison-Ziessow. „Die Zentrale aber kostet am offensichtlichsten Geld, und da traut sich niemand ran.“ 20 Millionen solle sie mal kosten, und das sei noch mager veranschlagt; in Dortmund sind zum Vergleich für einen Neubau 42 Mio. im Gespräch.
„Gerade jetzt aber ist in der Innenstadt ein neues Immobilienspiel um die Alte Post und andere Gebäude aufgemacht worden“, drängelt die Bibliotheksleiterin. „Wenn wir da nicht mitmischen, sind wir raus.“ Mit dem Versprechen, im Jahre 2005 schon könnte ein Standort im Zentrum gefunden sein, kann sie nichts anfangen. „Ohne die Zentralbibliothek macht die ganze restliche Umschichtung wenig Sinn .“
All dem Unmut zum Trotz bescheinigt Barbara Lison-Ziessow jedoch den jonglierenden Kulturdeputierten noch ein „Hut ab!“ – Denn nach Jahrzehnten des Unwissens hätten sich SPD und CDU in letzter Zeit richtig schlau gemacht: „Die waren jetzt mal in einer Bibliothek.“ Stolz ist darauf auch Helmut Hadré von der SPD: „Wir haben seit Oktober 94 alle Zweigstellen angeguckt und ihren Bezug zum Stadtteil überprüft.“ Die Ausleihzahlen sind eruiert worden, man beobachtete den sozialen Stellenwert der Bibliotheken im Stadtteil, man sah sich an, „wie man sich dort trifft“, so Hadré. Was aber zum Beispiel das SPD-Konzept (13 Bibliotheken) letztendlich kosten soll, könne man nicht sagen, „Helga Trüpel sagt ja zu ihrem Vorschlag darüber auch nichts.“ sip
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