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Rosi Raabs Schulwundertüte

Zum 1. Schultag lobt die Senatorin altbekannte Schulkonzepte / GEW benotet Verwirklichung der Halbtagsgrundschule mit mangelhaft  ■ Von Patricia Faller

Nein, vor den Klagen gegen die Verläßliche Halbtagsgrundschule fürchte sie sich nicht, sagte Schulsenatorin Rosemarie Raab, als sie am letzten Ferientag die Neuerungen des Schuljahres präsentierte. Ihr sei nur eine bekannt, und diese Eltern wollten, daß ihr Kind nicht 23 Stunden, sondern nur 22 Stunden pro Woche in der Schule verbringt.

Ein Großteil der Umsetzungen für die zusätzlichen 89 LehrerInnenstellen sei sogar auf freiwilliger Basis erfolgt. Erst als sich gegen Schuljahresende noch Lücken abzeichneten, sei zu Zwangsmaßnahmen gegriffen worden. Für Lehr- und Lernmittel erhalten diese Schulen pro SchülerIn und Jahr 15 Mark, und 20 Schulen wurden für mehr als 6,4 Millionen Mark ausgebaut. Die Senatorin ist zufrieden mit den Startbedingungen für ihr „Jahrhundertwerk“. Die GEW kündigte Proteste an. Sie will am 6. August gegen die mangelhafte Realisierung des grundsätzlich lobenswerten Konzepts demonstrieren.

Zum neuen Schuljahr sind 51 Grundschulen in Harburg, Wilhelmsburg, Bergedorf, Mümmelmannsberg, Finkenwerder und Süderelbe von 8 bis 13 Uhr geöffnet. „Nach der Pflicht im vergangenen Jahr kommt jetzt die Kür“, erklärte die Senatorin. Zumindest für die ersten und zweiten Klassen. Denn die zusätzlichen vier Stunden zu den 23 Unterrichtsstunden sind für sie freiwillig. Für Dritt- und ViertkläßlerInnen, deren Stundentafel bereits im vergangenen Schuljahr um den Englischunterricht erweitert wurde, kommen zwei Stunden „freie Gestaltung“ hinzu, die verpflichtend sind.

Für die „Kür“ sollten die Schulen zusammen mit den Elternräten Konzepte erarbeiten. „Da gibt es ganz wunderbare Beispiele für Kreativität an den Schulen“, schwärmte Rosemarie Raab. Die schienen dann aber doch nicht so wunderbar gewesen zu sein, daß sie sich der Schulsenatorin eingeprägt hätten. Denn danach befragt, mußte sie erst nachlesen und kam dann auf „Pausenfrühstücke, Umwelt- und Sozialerziehung, Lesezeiten in Stadtteilbüchereien, Musikerziehung und Chorgruppen“.

Insgesamt unterrichten rund 15.600 LehrerInnen rund 214.000 SchülerInnen. Und wenn man erstere geschickt genug zwischen den Schularten verschiebt, dann erhält man ein Plus von 92 Stellen – die stille Reserve für das nächste Schuljahr, wenn in der zweiten Region die Verläßliche Halbtagsgrundschule eingeführt wird.

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