Verhandelt wird bis zur allerletzten Minute

■ Europäische Union zögert die Entscheidung über einen Rückzug aus Mostar hinaus

Brüssel/Mostar (AFP/taz) – Die Europäische Union (EU) hat auf Betreiben Deutschlands gestern in letzter Minute ihre Bemühungen fortgesetzt, den Rückzug der EU-Verwaltung aus der bosnischen Stadt Mostar zu verhindern. Auf Bitten von Außenminister Klaus Kinkel verlängerte die EU das Ultimatum an die bosnischen Kroaten, die Kommunalwahl anzuerkennen. Das Ultimatum war ursprünglich Samstag nacht abgelaufen. Trotz der Fristverlängerung bis zum gestrigen Abend zeichnete sich bis Redaktionsschluß keine Einigung ab. Zwar übergaben die Kroaten der EU in Mostar gestern mittag ein neues Dokument. Doch enthielt dieses keine wesentlich neuen Vorschläge. Die EU hat mit dem Abzug gedroht, wenn sich die Kroaten einer gemeinsamen kroatisch-muslimischen Verwaltung der Stadt widersetzen. Aus EU-Kreisen in Mostar verlautete gestern, eine Entscheidung werde möglicherweise erst heute fallen.

Die Präsidentin des Europarates, Leni Fischer, forderte die EU zu einem harten Kurs gegenüber den bosnischen Kroaten auf. In Mostar werde ein „brutales Pokerspiel“ betrieben und die internationale Gemeinschaft verhöhnt. Die EU solle aber noch einen Lösungsversuch unternehmen. Mostar gilt als Testfall für die Wahlen in Bosnien am 14. September. Aus Furcht vor Auseinandersetzungen verstärkten die Ifor-Soldaten gestern ihre Überprüfungen der Truppen um Mostar. gb Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10