: Den Opfern auf der Spur
■ Noch immer sucht die Polizei in Belgien nach weiteren Kinderleichen
Stockholm/Brüssel/Bratislava (dpa/epd) – Die belgische Polizei hat gestern ihre Grabungen nach weiteren Opfern des Kinderschänders Marc Dutroux fortgesetzt. Die Suche konzentrierte sich auf vier Stellen eines Grundstücks Dutrouxs in der südbelgischen Ortschaft Jumet, verlief allerdings zunächst ergebnislos. Dutroux soll die Polizei auf die Verstecke von fünf Leichen hingewiesen haben.
In einem baufälligen Lagerschuppen hob die Polizei bis zum Nachmittag Gruben bis zu zwei Metern Tiefe aus. Sie vermutet die Opfer aber laut Rundfunkberichten in einer Tiefe von etwa fünf Metern. Am Dienstag hatten Leichensuchhunde an den verdächtigen Stellen angeschlagen. Der britische Kriminalinspektor John Bennett, der maßgeblich an der Auffindung der zehn Opfer des „Horrorhauses“ in Gloucester beteiligt war, hatte mit seinem Bodenradar einen großen Hohlraum unter dem Betonboden der Lagerhalle aufgespürt.
Die Nachforschungen in dem Holzhaus sollten erst am Nachmittag beginnen. Der Zivilschutz mußte erst große Mengen von Müll und Gerümpel aus den Kellerräumen entfernen. In dem Haus hatte der Dutroux-Komplize Bernard Weinstein bis zum vergangenen Jahr gewohnt. Dutroux hatte ihn nach eigenen Angaben ermordet, weil er aus der Bande aussteigen wollte. Dutroux wird inzwischen mit einem weiteren Entführungsfall in Verbindung gebracht. Kurz vor seiner Verhaftung am 13. August soll er versucht haben, in der Gemeinde Rodt im deutschsprachigen Teil Belgiens ein siebenjähriges Mädchen zu entführen. Wie die Presse am Dienstag berichtete, wurde ein grauweißer Lieferwagen, wie er auch bei anderen Kidnappings der Bande benutzt wurde, am Tatort gesehen. Dutroux und seine Frau kannten die Gegend. Die Entführung scheiterte.
Der Leiter der slowakischen Interpol-Filiale, Rudolf Gajdos, bestätigte am Mittwoch Reisen von Dutroux in die Slowakei, wo er junge Frauen für Pornofilme angeworben habe. Sein Name wird auch mit dem Mord an einer jungen Frau im vergangenen Jahr in Verbindung gebracht. Dutroux sei zur Tatzeit möglicherweise in der Slowakei gewesen, auch bestehe Ähnlichkeit mit einem Phantombild.
Auf dem in Stockholm tagenden Weltkongreß gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern sagte Belgiens Außenminister Eric Derycke gestern, die barbarischen Verbrechen, wie sie in Belgien geschehen seien, hätten überall auf der Welt vorkommen können. Er forderte, die Europol-Konvention zur Polizeikooperation möglichst rasch zu ratifizieren.
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