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Höhenflüge für Phönix

■ Warmwasserbereitung mit Solaranlagen ist hoch beliebt

„Das Phönix-Projekt hat inzwischen Ausmaße angenommen, die niemand zuvor erahnen konnte“, schwärmt der Berliner Solarberater Holger Freyer. Von Mai 1994 bis Juni 96 seien mehr als 5.000 Anlagen vermittelt und mehr als 30.000 Anfragen beantwortet worden. Der Name des mythischen Wesens steht für solare Warmwasserbereitung. Die werde, so der Bund der Energieverbraucher (BdE), der sich als Gegengewicht zur übermächtigen Stromlobby versteht, nach dem erfolgreichen Vorbild Österreichs „auch bei uns bald zum Volkssport werden“. Das Konzept: Die Anlagen sind montagefreundlich und können deshalb kostensparend auch von Hobbymonteuren auf dem Hausdach installiert werden.

Das Phönix-Projekt versteht sich nicht als Zusammenschluß zum verbilligten Bezug von Solaranlagen, erst recht nicht als Solarfirma, sondern als „ideelle Initiative, die der Solarenergie zum Durchbruch verhelfen will“, wirbt man. Der Markt werde belebt, so daß auch Anbieter und Händler davon profitieren. „Wir wollen dem Fachhandel nicht das Wasser abgraben, sondern neues Wasser heranführen“, heißt es programmatisch beim gemeinnützigen BdE.

Drei Anlagengrößen stehen derzeit zur Verfügung. Sie werden durch ein unabhängiges Expertengremium, unter anderem von der Uni Stuttgart, dem Fraunhofer-Institut Freiburg und dem Öko-Institut, nach einer öffentlichen Ausschreibung ausgewählt. Die Ausschreibung findet regelmäßig statt. Dadurch sei Phönix anbieterneutral, weil alle Hersteller von Systemen zur solaren Warmwasserbereitung stets aufs neue eine Chance zur Beteiligung bekämen.

Die diesjährige Ausschreibung brachte die erste Anlage, deren Rahmen zu 80 Prozent aus Recycling-Kunststoff besteht. „Eine hervorragende Alternative zu herkömmlichen Kollektoren aus energieintensivem Kupfer“, meint Solarberater Freyer.

Bundesweit helfen und beraten über 500 von Herstellern unabhängige Solarfachleute bei der Planung der Anlagengröße, bei Förderanträgen und geben Anleitung zur Montage. Dafür bekommen sie lediglich eine Aufwandsentschädigung. Der Eintritt ins Phönix-Projekt kostet 150 Mark (Mitglieder des BdE 50 Mark). Damit kann die spätere Hilfestellung der Berater finanziert werden.

Die für einen 4-Personen- Haushalt konzipierte Phönix- A-Anlage kostet lediglich 5.400 Mark, verglichen mit sonst üblichen Preisen von bis zu 12.000 Mark, außerordentlich günstig. Darin enthalten sind unter anderem Kollektoren, Montageset, Solarspeicher, die Regelungstechnik und ein thermischer Brauchwassermischer. Nicht enthalten sind die Rohrleitung und die dafür erforderliche Wärmedämmung (etwa 400 bis 700 Mark). Die niedrigen Preise der Phönix-Anlagen hätten bereits die Preise aller anderen Solaranlagen unter Druck gesetzt, weiß Holger Freyer. Und die Erfahrungen aus Österreich zeigten, daß sich mit steigendem Absatz von Selbstbauanlagen „binnen kurzem auch die Absätze der kommerziellen Anbieter vervielfachen“. Auch zum Vorteil der Käufer. alo

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