: *): Hier waren wir am taz-Stand!
Ab und an präsentieren sich Zeitungen in der Öffentlichkeit. Ihre Leser können dann vorbeischauen und einen Blick auf die Redakteure ihrer Lieblingsseiten werfen.
An diesem Wochenende gab es eine solche Gelegenheit, die auch fleißig genutzt wurde: Scharenweise fiel die taz-Leserschaft auf dem Berliner Alexanderplatz ein, um auf dem Journalisten-Basar für ein Gesundheitszentrum auf Kuba zu spenden und mit verschiedenen Zeitungsmachern ins Gespräch zu kommen. Angetreten, das Dienstplansoll zu erfüllen, zwängte ich mich hinter den Holztisch des taz- Standes. Ich blieb nur kurz, weil mir abwechselnd die Kultur- und die Berlinredaktion auf die Füße traten. Außerdem war soeben die Belegschaft des Auslandsressorts angerückt und forderte energisch Platz: Kuba sei naturgemäß ihre Domäne.
So kam es, daß ich in direkter Nachbarschaft einen Weißwein mit Holger Becker einnahm, einem Kollegen der Jungen Welt. Während wir an einem Stehtisch des Getränkeausschanks plauderten, wurden wir mit Flugblättern für eine Sammelaktion eingedeckt: „Spendet Brillen für Kuba!“ hieß es dort. Herr Becker ordnete die Blätter zu einem hübschen Stapel. Als er gerade von seiner bevorstehenden Ferienfahrt nach Usedom erzählte, rauschte eine Rentnerin heran. „Hier“, sagte sie, „alles minus drei Dioptrin, links und rechts.“ Mit diesen Worten schaufelte sie zehn Brillen zwischen unsere Gläser. „Äh...“, hob ich an, aber die Spenderin krakeelte nur fröhlich „Gern geschehen!“ und verschwand in der Menge. Wir sahen uns ratlos an. „Was jetzt?“ Doch schon war es zu spät, noch irgend etwas verhindern zu wollen. Der nächste Brillenspender hatte uns bereits ausgemacht („plus einskommafünf, rechts“), und leugnen war zwecklos: „Ich lege sie einfach zu den anderen“, sagte der Mann. „Viel Erfolg noch!"
Der war uns beschieden. Bis zum Abend hatten wir 120 Brillen gesammelt, und Herr Becker verbringt nun seinen Urlaub auf Kuba. Carola Rönneburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen