■ Kommentar: Feudale Geste
Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich um Fassaden stritt – nun geht's ums Ganze. Nach dem Ausverkauf am Potsdamer Platz, der Verhöhnung der Friedrichstraße und dem Potenzgehabe am Alexanderplatz soll nun also „gerettet“ werden, was andere so offensichtlich kaputtgemacht haben. Mit einer Korrektur der Nachkriegsmoderne hat der „Masterplan“ City-Ost allerdings kaum noch etwas zu tun. Der Entwurf verweist vielmehr auf die ganze Hilflosigkeit einer Stadtplanung, die sich als gutgemeintes Korrektiv im Namen der Berliner Mitte gegen die Stadtzerstörungen im Namen des Kapitals oder des Sozialismus in eine strategische Falle manövriert hat. Die überfällige Debatte urbaner Qualitäten oder der Rückbau überdimensionierter Verkehrsschneisen wird durch den feudalen Gestus, mit der ein solcher Entwurf daherkommt, von vorneherein verhindert. Parzelle, Block und Traufhöhe waren in der Friedrichstadt tatsächlich Rekonstruktion; ob kritisch, das sei dahingestellt. Die einfache Fortschreibung dieses Instrumentariums bis zum Strausberger Platz ist dagegen ein Totalangriff auf die Identität all derer, die sich diese Räume – in durchaus widersprüchlicher Weise – angeeignet haben. Mehr noch: Sie unterscheidet sich in ihrem Gestus kaum von den Straßenumbenennungen der letzten Jahre. Insbesondere im Osten, so scheint es, herrscht noch immer planerisches Landrecht. Warum sonst redet keiner von den städtebaulichen Wüsten beispielsweise an der Urania oder am Ernst-Reuter-Platz? Uwe Rada
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