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Minister im Zwielicht

■ Belgiens Polizei ermittelt im Fall Dutroux angeblich gegen zwei Minister

Brüssel (AFP/dpa) – In Belgien haben sich am Wochenende die Hinweise verdichtet, daß auch Regierungsmitglieder in den Kinderschänderskandal Dutroux verwickelt sein könnten. Die oppositionellen Liberalen (VLD) im belgischen Parlament verlangten nach Berichten über Ermittlungen gegen Minister eine Sondersitzung des Parlamentes. VLD-Chef Herman de Croo erklärte, das Vertrauen der Bevölkerung in die politische Führung sei „derartig erschüttert, daß eine solche Sitzung erforderlich ist“.

Laut Presseberichten soll die Brüsseler Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit dem Fall Untersuchungen gegen zwei Minister eingeleitet haben, die aus dem französischsprachigen Wallonien stammen. Die Tageszeitung De Standaard berichtete am Samstag, bei Hausdurchsuchungen hätten Beweise gegen einen Vizeministerpräsidenten der Bundesregierung und einen Regionalminister aus Wallonien sichergestellt werden sollen. In der Regierung des christsozialen Ministerpräsidenten Dehaene gibt es vier stellvertretende Ministerpräsidenten.

Die Sonntagszeitung Dimanche Matin berichtete gestern, die Polizei habe zwei Wohnungen in Brüssel durchsucht. Dabei seien etwa 100 Videokassetten beschlagnahmt worden. Auf den Bändern seien Pornos homosexuellen Inhalts ohne pädophile Elemente. Belastende Fotos oder Dokumente seien jedoch nicht gefunden worden.

Laut De Standaard gehören die durchsuchten Wohnungen keinen Ministern. Sonst wären Durchsuchungen auch nicht möglich gewesen, da zuvor im Parlament die Immunität der Regierungsmitglieder hätte aufgehoben werden müssen. Die Ermittler versuchten dem Bericht zufolge zu verhindern, daß Beweismittel vernichtet werden.

Die Staatsanwaltschaft wollte die Presseberichte nicht kommentieren. Ein Polizeisprecher bestätigte jedoch, am Freitag abend seien zwei Wohnungen in einem Haus in Brüssel durchsucht worden. Dabei seien Videokassetten beschlagnahmt worden.

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