Kommentar: Fachleute mit Qualität
■ Generalknüppel auf Wehrmachtsschau
Parteichef Bernd Neumann packt aus und präsentiert seine „Fachleute mit hoher Seriosität“, die Kritiker der Wehrmachtsausstellung. Ein kluger Schachzug: Ist doch die Bezeichnung Fachleute juristisch kaum angreifbar. Wann ist man Fachmensch? Nach einer Diplomarbeit zum Thema? Oder schon, wenn man sich hobbymäßig mal mit der Materie beschäftigt hat? Fest steht: Angesichts Neumanns Gummi-Formulierung, steht eine Klage der Hamburger Sozialforscher vermutlich auf tönernen Füßen. Allerdings muß sich der Christdemokrat auch fragen lassen, welche Aussagekraft er selbst seinen „Fachleuten“ einräumt.
Neumanns Fachleute-Auswahl ist geradezu grotesk. Er beruft sich auf einen Brigadegeneral, einen Generalleutnant und einen General – allesamt außer Dienst. Wer da nichts Böses denkt, muß schon sehr blauäugig durch die Weltgeschichte rennen. Zu guter Letzt traut Neumann einem Ex-Kampfflieger, der noch dazu über England abgeschossen wurde, Objektivität zu. Das geht wirklich zu weit.
Da drängt sich doch schwer der Eindruck auf, daß Parteichef Neumann nach der Reemtsma-Drohung unter Zugzwang stand und ad hoc „Fachleute“ präsentieren mußte. Erreicht hat er damit genau zweierlei: Einer Klage dürfte er die Basis entzogen haben. Seiner Ablehnung, die Wehrmachtsausstellung im Rathaus zu zeigen, allerdings auch. Jens Tittmann
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen