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Der Metallbranche droht jetzt eine Streikwelle

■ Kein Pilotabschluß für Gesamtmetall: In NRW sind Tarifverhandlungen an der Frage der Lohnfortzahlung gescheitert. Klaus Zwickel: „Das war die letzte Chance“

Düsseldorf/Berlin (dpa/taz) – Eine lange Nacht hatten sie durchwacht, um müde bekanntzugeben: Die Gespräche sind gescheitert. Nach 19 Stunden standen Harald Schartau, Verhandlungschef der IG Metall, und Martin Kannegiesser vom nordrhein-westfälischen Arbeitgeberverband Gesamtmetall gestern mit leeren Händen da. Der erhoffte Pilotabschluß für die Metallbranche platzte an der Frage der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Nun droht der Branche eine Streikwelle.

Diese dritte Verhandlungsrunde sei die letzte Chance gewesen, eine Lösung im Gesamtpaket für die 3,5 Millionen Beschäftigten der Branche zu finden, meinte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel. Jetzt werde über die Lohnfortzahlung zu Beginn des nächsten Jahres verhandelt, „und zwar bei gekündigten Verträgen und außerhalb der Friedenspflicht“. In Bayern könnten die Fließbänder zuerst stillstehen. Dort wurden die Verträge zu Ende Dezember gekündigt. Bis Ende Februar gilt noch die Friedenspflicht, ab März könnte die IG Metall ihre Drohung wahr machen.

Dabei sollen sich die Tarifparteien so nahe wie nie gekommen sein. Harald Schartau sah bereits einen Kompromiß. Demnach sollten kranke Beschäftigte weiterhin vollen Lohn bekommen; dafür sollte das Weihnachtsgeld von derzeit 60 Prozent künftig zwischen 60 und 65 Prozent schwanken und an den Krankenstand in den Betrieben gekoppelt werden. Je höher der Krankenstand, desto niedriger das Weihnachtsgeld – und umgekehrt. Lohn und Gehalt sollten 1997 um 1,5 Prozent und 1998 um 2,5 Prozent steigen. Dann zogen sich die Arbeitgeber zu Beratungen zurück – und bemängelten, daß Betriebe mit einem niedrigen Krankenstand ein höheres Weihnachtsgeld als bisher zahlen müßten. Der Kompromiß sei nicht ausgereift. Die IG Metall kündigte gestern auch den Tarifvertrag für NRW. Dort könnte Mitte 97 gestreikt werden. roga

Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10

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