■ Kommentar: Krasses Mißverhältnis
Schon immer war die Finanzierung der Lesben- und Schwulenprojekte kläglich. Doch die erneuten Kürzungen können nur noch als grotesk bezeichnet werden. Um läppische 160.000 Mark zu sparen, nimmt Senatorin Ingrid Stahmer (SPD) in Kauf, daß elf Lesben- und Schwulenprojekten die Arbeitsgrundlage entzogen wird. Die Projekte erhalten gerade noch genug Geld für Personalmittel. Einen Teil der Miete und Gelder für Veranstaltungen müssen sie künftig selbst aufbringen.
Lesben- und Schwulenprojekte sind kein Luxus. Sie leisten eine unverzichtbare Arbeit für eine immer noch weitgehend rechtlose Minderheit. So werden beispielsweise Lehrer und Sozialarbeiter fortgebildet, damit sie lesbische und schwule Jugendliche bei ihrer Identitätsfindung unterstützen oder gegen homophobe Übergriffe von Mitschülern in Schutz nehmen können. Die Projekte tragen damit zum Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung bei.
Doch wie wenig dem Senat dies wert ist, zeigt sich spätestens bei den Haushaltsberatungen. 45,3 Milliarden Mark will der Senat 1997 ausgeben; dazu stehen die 303.000 Mark für Lesben- und Schwulenprojekte in einem krassen Mißverhältnis. Damit gibt der Senat für die mindestens 300.000 Lesben und Schwulen der Stadt pro Nase jährlich eine Mark aus. Dabei sind Lesben und Schwule auch SteuerzahlerInnen. Da möchte man doch am liebsten zum Steuerboykott schreiten. Dorothee Winden
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