: Frauen spielen viele Rollen
■ „The Female Gaze“ im Frauenmuseum des dänischen Aarhus: Eine Wanderausstellung über Frauen beim Film
„Beim Film haben Frauen nicht nur als Schauspielerinnen gearbeitet“, sagt Bodil Olesen vom dänischen Frauenmuseum „Kvindemuseet“ in Aarhus, „es gab auch Friseurinnen, Eisverkäuferinnen und Fotografinnen.“ Die Ausstellung „The Female Gaze“, frei übersetzt: „Aus dem Blickwinkel der Frauen“, widmet das Museum allen dänischen Kinofrauen.
Deren Arbeit wird mit Ausstellungsstücken, Bildern und Filmplakaten dokumentiert und von der Jahrhundertwende bis heute aufgezeigt. In einem Kino, das den Filmpalästen der 50er Jahre nachempfunden wurde, laufen Szenen aus alten Filmen.
Bereits zu Stummfilmzeiten waren dänische Frauen in der Branche aktiv. Neben Asta Nielsen machte sich damals Emilie Sannom einen Namen. Sie war der erste dänische Mensch, der als „Stuntman“ waghalsige Kunststücke zu Land und in der Luft vorführte. Neben den berühmten Schauspielerinnen und Regisseurinnen werden auch die Tätigkeiten zahlloser, namentlich nicht bekannter Näherinnen, Maskenbildnerinnen und Cutterinnen vorgestellt. Ohne sie wären die Filme nicht zustande gekommen.
Das „Kvindemuseet i Danmak“ in Aarhus ist eines der wenigen Frauenmuseen, die es weltweit gibt. Es beherbergt Wanderschauen und stellt aus der eigenen umfassenden Sammlung immer wieder zeitlich befristete Ausstellungen zusammen. „Normalerweise wird die Kultur und Geschichte der Frauen im Museum nicht dargestellt“, erklärt Bodil Olesen. „Hier sammeln wir Gegenstände, Schriftstücke, Fotos und Biographien, um Leben und Erbe von Frauen zu dokumentieren.“ Ziel sei es, aufzuzeichnen, was sich zum Vor- und Nachteil verändert habe. Wer dem Museum ein Sammlungs- oder Ausstellungsstück überlasse, könne sicher sein, daß es sorgfältig behandelt werde. „Wir untersuchen, wer es gemacht, besessen und benutzt hat und welchen Zweck es erfüllte.“ Viele Museumsstücke seien Gegenstände des täglichen Bedarfs, Handelsgüter, dienten dem Gelderwerb oder seien einfach nur aus Liebe hergestellt worden. „Sie alle zeigen, wie die einzelnen Bereiche im Leben einer Frau und wie die Leben verschiedener Frauen miteinander verbunden sind“, so Bodil Olesen.
Gegründet wurde des Kvindemuseet 1982, eröffnet 1984. Vier festangestellte Frauen leiten es als Direktionsteam, unterstützt von drei ständigen Assistentinnen. In einer Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme finden arbeitslose Frauen aus allen Bildungsschichten für sechs bis zwölf Monate eine Beschäftigung. „Der Staat und die Stadt unterstützen uns bei der Finanzierung“, sagt Bodil Olesen, „und die Frauen können bei uns verschiedene Grundkenntnisse, wie beispielsweise am Computer, erwerben.“ Außerdem ist ein kleines Café angeschlossen. Iris Treiber
Ausstellung „The Female Gaze“ bis 9. Januar 1997, Ausstellung „Geburtsinstitut Jütland“ bis 9. März 1997, danach Ausstellung über eine Grönland-Forscherin.
Kvindemuseet, Domkirkeplads 5,
DK-8000 Aarhus C,
Tel.: (0045) 86136144.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen