: A girl's best friend
■ Steinsüchtig: Meret Becker in „Diamanten küßt man nicht“ (20 Uhr, Sat.1)
Mit deutschen Fernsehkomödien ist das so eine Sache. Wirklich lustige deutsche Filme sind so rar wie polnische Western, weshalb man wahrscheinlich dazu übergegangen ist, TV-Unterhaltung im allgemeinen „Entertainment“ und schnöde Sketchparaden „Comedyshows“ zu nennen.
Alles könnte so einfach sein, hätte Sat.1 nicht ganz zu Unrecht entdeckt: „Wir haben die Lacher auf unserer Seite“, und so mußte flugs eine Komödie her. Doch mit einem schlichten, lustigen Histörchen ist es nicht getan. Schließlich wird bei Sat.1 nicht gekleckert, sondern geklotzt, weshalb man direkt und mutig die Genres Krimi und Komödie zusammenschmeißt und gleichzeitig noch verkündet, „die verrückteste Liebesgeschichte des Jahrhunderts“ aus dem Ärmel geschüttelt zu haben.
Und nun haben wir mal wieder den Salat: „Diamanten küßt man nicht“, heißt das lahme Endprodukt, das sicherheitshalber mit Zitaten und Reminiszenzen an amerikanische Komödien von Dick und Doof bis Billy Wilder gespickt wurde, was das Ganze aber nur noch trauriger macht.
Die Geschichte ist so konstruiert, daß man zwischen den einzelnen Szenen fast noch die Klappen fallen hört: Die hochschwangere Gangsterbraut Charlie, gespielt von einer mit einem überdimensionalen Überraschungsei ausgestopften Meret Becker, wird bei dem Versuch, den berühmten Orloff-Diamanten zu stehlen, aufgrund einsetzender Geburtswehen geschnappt. Ihr Mann geht bei dem Coup hops, ihr Baby wird an die mütterliche Freundin Ruth (Nicole Heesters) weitergereicht, und sie selbst landet erst mal im Bau. Sieben Jahre später ist Charlie wieder draußen.
Von nun an wandelt sie mit bleichem Gesicht und feuerrotem Mund in sexy 50er-Jahre-Klamotten gehüllt durch eine 90er-Jahre- Vorstadtkulisse. Zufällig befindet sich der Orloff-Diamant wieder mal im heimischen Museum, und zufällig findet sich die anfangs geläuterte Charlie nicht im täglichen (Arbeits-)Leben zurecht.
Zufällig verliebt sie sich in Robert (Martin Lindow), den Zwillingsbruder ihrer Bewährungshelferin, der zufällig der Sicherheitsingenieur im örtlichen Museum ist. Also kommt natürlich alles, wie es kommen muß. Die alten Gangsterfreunde klopfen bei Charlie an, um auf erneute Diamantenjagd zu gehen, und Robert klopft bei Charlie an, weil er gerne Papi für den Sohnemann spielen möchte. Daraus ergibt sich natürlich ein riesiger Konflikt, nämlich der, auf welches Programm man spätestens jetzt umschalten soll.
Einziger Lichtblick sind Diether Krebs und Hermann Lause als schluffige Museumswächter, die als permanente Flensburger-Trinker die Hommage an die Werbespots für dieses Getränk ganz gut hinkriegen.
Vielleicht sollte man sich aber auch damit zufrieden geben, daß in „Diamanten küßt man nicht“ alles ein bißchen bunter ist und die Schauspieler wie zum Kontrast flapsig und gelangweilt reden und spielen.
So gelangt man am Ende des Films wenigstens zu der beruhigenden Einsicht, daß sie sich keine besondere Mühe gegeben haben, einer hahnebüchenen Inszenierung Leben einzuhauchen. Und: Irgendwoher müssen Schauspieler ja ihre Gage bekommen. Heike Blümner
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