piwik no script img

Die Vegetarier machen unsere schöne Armee kaputt

■ Bundeswehr stellt klar: Wer freiwillig kein Fleisch ißt, ißt es auf Befehl. Gemäßigte Vegetarier bekommen Extrawurst

Bonn (taz) – Männer von echtem Schrot und Korn leben nicht von geschrotetem Korn allein. Jedenfalls nicht im Weltbild der Bundeswehr. Der Dienst fürs Vaterland wird nicht nur im Panzer abgeleistet, sondern auch am Mittagstisch: Fleischverzehr als Beitrag zur Landesverteidigung.

Der Soldat ist „auf dienstliche Anordnung zur Teilnahme an der Gemeinschaftsverpflegung verpflichtet“, heißt es drohend in einem „Merkblatt für Wehrpflichtige mit besonderen Kostformen“. In der Fassung vom März 1995 ist da zu lesen: „Individuelle vegetarische und andere alternative Kostformen können unter den spezifischen Belastungen des Wehrdienstes zu einer Unterversorgung mit verschiedenen Nähr-und Wirkstoffen führen.“ Bis zu sechs Wochen sei für Vegetarier Schonkost vorgesehen, um ihnen „den Übergang auf die normale Truppenverpflegung zu erleichtern“. Danach gibt's Fleisch. Punktum.

Wehrpflichtige, die sich damit nicht abfinden mochten, wandten sich hilfesuchend an die bündnisgrüne Abgeordnete Angelika Beer. Die fragte am 11. Dezember im Bonner Verteidigungsausschuß nach der genauen Praxis. Mitte Januar kam die schriftliche Antwort des Verteidigungsministeriums. „Gemäßigten Vegetariern“, so die Auskunft, sei es dank der neu eingeführten Komponentenverpflegung in Truppenküchen künftig möglich, „sich abwechslungsreich und weitgehend bedarfsdeckend zu ernähren“. Anhänger „extremer und gesundheitlich stark bedenklicher Kostformen (Veganer, Makrobiotiker)“ sollen allerdings „nach wie vor im Einzelfall auf ihre Wehrdienstfähigkeit“ überprüft werden. In der Anlage: ein entsprechend geändertes Merkblatt für Wehrpflichtige.

Die Überarbeitung des früheren Merkblatts sei ohnehin geplant gewesen, teilte ein Sprecher der Hardthöhe der taz auf Anfrage mit. Die Wißbegierde von Angelika Beer habe das „möglicherweise etwas beschleunigt“.

Über die Auswirkungen von Rinderwahn auf den Kampfesmut der deutschen Armee finden sich in dem Merkblatt keine Angaben. Bettina Gaus

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen