: Seniorenwohnungen an die Notfallambulanz
■ Hafenkrankenhaus: Neue Idee fürs Gelände. Bavaria: Lebenslänglich brauen
Immobilienspekulation ade: 200 betreute Sozialwohnungen für Senioren sollen auf dem Gelände des Hafenkrankenhauses gebaut werden. Für „Menschen mit kleinem Alterseinkommen“ aus St. Pauli will die stadteigene Gesellschaft für Wohnen und Bauen (GWG) öffentlich geförderten Wohnraum (Gesamtkosten: 35 Millionen Mark) in zwei viergeschossigen Neubauten im Nordteil des Klinikgrundstücks schaffen. Diese Pläne stellten Bürgermeister Henning Voscherau, Bausenator Eugen Wagner und GWG-Geschäftsführer Michael Sachs (alle SPD) gestern vor.
Das Vorhaben sei „als Angebot“ an den Stadtteil zu verstehen, das der Senat zwar „favorisiert“, aber noch nicht beschlossen habe, beeilte sich der Bausenator zu versichern. In der kommenden Woche kommt Stadtvermittlungssenator Thomas Mirow (SPD) die ehrenvolle Aufgabe zu, diese Idee am „Runden Tisch“ den Initiativen aus St. Pauli schmackhaft zu machen.
Immerhin gibt es bereits ein fertiges Konzept der Hamburger Architekten von Bassewitz, Patschan, Hupertz, Limbrock: Zwischen Zirkusweg und Millerntor, auf dem derzeit unbebauten und für Ambulanz-Zwecke nicht benötigten Teil des Hafenkrankenhaus-Geländes, sollen die Ein- bis Zwei-Zimmerwohnungen entstehen. Der Vorteil: Die Senioren hätten die Ambulanz im Notfall in Rufnähe.
Denn daß diese im Hafenkrankenhaus bleibt und zum 1. März ihre Arbeit aufnehmen soll, wurde gestern noch einmal offiziell vom Senat bestätigt. Bis zu 20 Beobachtungsbetten soll es geben und kleinere chirurgische Eingriffe von rund 40 Beschäftigten (davon 17 Ärzte) erledigt werden. Den Löwenanteil der Finanzierung (vier von 4,8 Millionen Mark) wird die Stadt tragen. In den übrigen Etagen des amputierten Hafenkrankenhauses hält Schließungssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) später den Einzug von Gesundheits- und ambulanten Pflegediensten, Arztpraxen, und Stadtteil-Beratungsstellen für „verhandelbar“.
„Hart“ verhandeln will auch Voscherau, und zwar am Freitag mit dem Vorstand des Dortmunder Getränkekonzerns Brau und Brunnen (BuB). Dessen Todesurteil für die Bavaria-St. Pauli-Brauerei müsse in lebenslängliches Bierbrauen umgewandelt werden, bekräftigte Voscherau erneut. BuB solle die Kiezschenke „aus dem Konzern kostenlos freigeben“: Angesichts der geplanten Schließung müsse „der betriebswirtschaftliche Wert der Brauerei DM Null“ betragen, befand er. Notfalls werde auch die Stadt „übergangsweise“ das Unternehmen treuhänderisch verwalten. „An der institutionellen Seite soll es nicht scheitern, sofern es ein betriebswirtschaftliches Konzept gibt.“ Heike Haarhoff
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