piwik no script img

Neuer Bürgermeister

■ Zoran Djindjić mit großer Mehrheit gewählt. Erste Zerwürfnisse bei Zajedno

Belgrad (AFP/taz) – Der Oppositionspolitiker Zoran Djindjić ist gestern zum Bürgermeister von Belgrad gewählt worden. Er erhielt 68 von 109 Stimmen. Das Oppositionsbündnis „Zajedno“ (Gemeinsam) stellt im Stadtrat 67 Abgeordnete. Der Sieg der Opposition bei den Kommunalwahlen war erst nach wochenlangen täglichen Demonstrationen von der serbischen Führung anerkannt worden. Djindjić ist Vorsitzender der Demokratischen Partei. Die beiden anderen Führer der serbischen Opposition, Vuk Drašković von der Serbischen Erneuerungspartei (SPO) und Vesna Pešić von der Serbischen Bürgerunion, nahmen nicht persönlich an der Sitzung des Stadtrats teil, weil sie dort kein Mandat haben.

Mit der Wahl Djindjićs wurden die Exkommunisten des serbischen Präsidenten Slobodan Milošević erstmals seit 50 Jahren in der Hauptstadt von der Macht verdrängt. Gegen Djindjić stimmten 24 Abgeordnete. Es gab zwei ungültige Stimmen und 15 Enthaltungen. Ein Abgeordneter nahm nicht an der Abstimmung teil.

In der serbischen Oppositionsführung mehren sich unterdessen die Zeichen für ein Zerwürfnis zwischen Drašković und Djindjić. Drašković hatte bereits am Donnerstag mit einem Boykott der für Freitag abend geplanten Siegesfeier in Belgrad gedroht. „Es ist nicht die Zeit, um zu feiern“, hieß es in einer Erklärung seiner Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO). Es dürfe im Höchstfall eine zurückhaltene Feier geben, „deren Helden die Einwohner sind, die im Regen, in der Kälte und im Schnee demonstrierten“. Die SPO erklärte weiter: „Wenn das Programm nicht radikal geändert wird, wird Vuk Drašković nicht erscheinen.“

Vertreter der drei Zajedno-Parteien verhandelten auch weiter über die Verteilung der einzelnen Ressorts in der Stadtverwaltung. Dabei gab es dem Vernehmen nach vor allem Streit zwischen der SPO und der Demokratischen Partei. Die Bürgerallianz von Vesna Pešić will dagegen an der Siegesfeier wie geplant festhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen