: Ein sanierter Phoenix steigt aus der Asche
■ Bahrenfelder Industriekomplex verwandelt sich zu lichtem Dienstleistungszentrum
„Tragkraft 20.000 kg“. Der Hebekran aus Gußstahl an der Decke mit seinen dicken Tauen und dem Haken, der metertief in die Halle baumelt, erinnert an Zeiten, als hier noch Schiffsmaschinen gebaut und Lasten quer durch die Fabrikhalle gehievt wurden. Ansonsten hat sich in dem alten „Phoenixhof“in Bahrenfeld seit der Sanierung alles verändert.
Die kleineren Gewerbebetriebe, die zuletzt und bis Anfang der 90er Jahre in dem Backsteinbau noch ansässig waren – Tischlereien, Möbel-Abbeizer, Werkstätten – sind in benachbarte Hallen gezogen. Statt Betonboden und Sägespänen gibt's Parkett, lichtdurchflutete Dienstleistungsräume und Büros auf drei Ebenen, die auf Mieter warten. Selbst der Industrielärm wurde gestern durch Sektgläserklirren ersetzt: Die Hamburger „essen-finanz“Immobilien-Gesellschaft und das Architektenbüro OHM (Otzen, Heubel, Mayr) feierten die Umwandlung des Industriekom-plexes in einen Dienstleistungshof und das Ende der Umbauarbeiten.
Die hatten vor drei Jahren begonnen. „Die essen-finanz hatte die Fabrik, von der große Teile leerstanden, gekauft“, erinnert sich Architekt Niels-Christian Otzen, wie er an den ersten Sanierungsauftrag seines Lebens kam: „Ziel war, die Atmosphäre des Industriebaus zu erhalten und zugleich eine spätere, moderne Büronutzung zu ermöglichen.“Dazu mußte das Dach der Fabrikhalle komplett durch Glas ersetzt werden. Anders wären die „bis zu zehn Meter tiefen Büros nie hell geworden“. Zwar waren die Architekten angehalten, soviel Altsubstanz wie möglich zu restaurieren, „aber die Sprossenfenster sind dann doch rausgeflogen. Das wäre sonst zu teuer geworden.“
Zwölf Millionen Mark hat die Sanierung – samt zweier benachbarter Hallen – verschlungen und war damit, so Otzen, „unterm Strich teurer, als wir dachten“; die künftigen Mieten liegen jenseits der 20-Mark-Grenze. Ein Inneneinrichter hat das Erdgeschoß schon beschlagnahmt; 2.400 weitere Quadratmeter sind noch zu haben. Eigentümer Wolfgang Essen hofft auf eine „Aufwertung“des Stadtteils unter Wahrung seiner Industriegeschichte. Wird der neue Phoenixhof ein Renner, soll auch der letzte noch urbelassene Gebäudeteil aus dem 19. Jahrhundert saniert werden. Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen