: Verhandlungen in Sicht
■ Die Rebellen in Ost-Zaire sind zu Gesprächen über den UN-Friedensplan bereit. Einen Waffenstillstand lehnen sie ab
Goma (AFP/dpa/taz) – Die Rebellen im Osten Zaires haben am Wochenende ihren militärischen Druck auf die Regierungstruppen aufrechterhalten und nur unter dieser Voraussetzung Verhandlungen über einen Waffenstillstand zugestimmt. Rebellenchef Laurent-Desiré Kabila sagte im ostzairischen Goma, er sei zu Verhandlungen bereit, doch werde dabei ein Waffenstillstand allenfalls in Verhandlungen erreicht, aber nicht schon vorher zugestanden. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Rebellen am Freitag einstimmig aufgefordert, in einen sofortigen Waffenstillstand einzuwilligen und den Friedensplan anzunehmen.
Der Friedensplan der UNO werde als „Ausgangspunkt für Verhandlungen“ akzeptiert, sagte Kabila. „Den Plan zu akzeptieren heißt, über den Plan zu verhandeln. Wir werden über einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen verhandeln.“
Der Fünf-Punkte-Plan der UNO sieht eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten, den Abzug ausländischer Truppen und Söldner, Verhandlungen und spätere Neuwahlen sowie den Schutz der Flüchtlinge in den betroffenen Regionen vor. Die Regierung Zaires hat dem Dokument bereits zugestimmt. Derzeit würden die Regierungstruppen, die im Osten des Landes in die Defensive geraten sind, von einer Waffenruhe profitieren, während die Rebellen offenbar auf weitere Geländegewinne spekulierten. Seine Kämpfer würden derzeit weiter in Richtung Westen und Süden vorrücken und die Regierungstruppen vertreiben, sagte Kabila in Goma. Die Rebellen befänden sich nun weniger als 50 Kilometer von Kisangani entfernt, der Regionalhauptstadt im Osten Zaires, stießen dort aber in einem verminten Gebiet auf „erbitterten Widerstand“. Der niederländische Minister für Zusammenarbeit, Jan Pronk, sagte gestern in Den Haag, Kabila habe einem Hilfskorridor in der von Rebellen kontrollierten Region zugestimmt.
Eine Gruppe von Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR traf schon gestern in dem verlassenen Flüchtlingslager Tingi Tingi in Ost-Zaire ein, um die Lage der in dem Gebiet umherirrenden rund 300.000 Hutu-Flüchtlinge aus Ruanda und Burundi einzuschätzen. Sie wollen auch versuchen, sogenannte humanitäre Korridore einzurichten und die Flüchtlinge zu überreden, in ihre benachbarten Heimatländer zurückzukehren. Die UN-Mitarbeiter hatten vor ihrer Reise Sicherheitsgarantien von den Rebellen erhalten. Die Rebellen-Einheiten bestehen überwiegend aus Tutsi-Kämpfern. In der sudanesischen Hauptstadt Khartum teilten die Behörden offiziell mit, daß nahezu 6.000 Menschen über die Grenze nach Sudan geflohen sind.
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