: Mit Fontane zum Kloster Wutz
■ Die Fahrradstation bietet geführte Touren an, auf denen Kultur und Kommunikation im Mittelpunkt stehen
Abseits von großen Straßen und zu weit weg, um sie per pedes zu erreichen: unberührte Orte, geheimnisvolle Plätze, geschichtsträchtige Bauten und zauberhafte Natur. Was liegt näher, als sich aufs Rad zu setzen und dorthin zu strampeln. Damit man das nicht allein und ohne fachkundige Begleitung tun muß, bietet die Fahrradstation jetzt 250 geführte Touren an.
Von vierstündigen Stadttouren bis hin zur zweiwöchigen Entdeckungstour nach Polen reicht das diesjährige Angebot. Mit dem neuen Tourenprogramm wollen die Veranstalter weg von der Art Ausflügen, bei denen die reine Bewegung im Vordergrund steht. „Wir möchten den Teilnehmern die Landschaften und die Orte, die wir durchfahren, näherbringen. Wir zeigen Historisches und auch Aktuelles, wie zum Beispiel infrastrukturelle Probleme in Brandenburger Regionen“, sagt Wolfgang Hoelzner, Mitorganisator des Programms. So werden vor Ort Gespräche mit Bürgermeistern, Pfarrern oder Förstern geführt.
Ob bei der „Junker-Tour durch die Uckermark“, bei der „Rundfahrt um das Brandenburgische Meer“ oder „Mit Fontane zum Kloster Wutz“ – neben Radeln und Kultur steht auch der kommunikative Aspekt vorne an. „Unsere Teilnehmer haben durch viele Pausen wie Picknick oder baden gute Gelegenheit, sich näher kennenzulernen“, so Hoelzner. Während die Touren im Umland vor allem auf entdeckungslustige Berliner zielen, will man mit den Stadttouren in erster Linie Touristen ansprechen. „Wir wollen das Rad als Fahrzeug im Städtetourismus vom Arme-Leute-Image befreien. Es ist eine lohnende Alternative zu den Rundfahrten im Bus“, sagt Stefan Neitzel, Geschäftsführer der Fahrradstation. Da städtekundlich viel geboten werden soll, holt man sich Fachkräfte von Stattreisen e.V. mit aufs Rad.
Auf den Spuren des anderen Berlin
Deren jahrelange Erfahrung garantiert, daß Berlin neben dem Brandenburger Tor und dem Fernsehturm noch weitere, weniger bekannte, dafür aber um so interessantere Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. So führt zum Beispiel die Tour „Mekka der Baumeister“ durch mehrere Jahrhunderte Baukunst, von Schlüters Schloß über Schinkels Schauspielhaus bis zur neuen Sachlichkeit von Daimler und Sony am Potsdamer Platz. Außergewöhnlich auch „Auf den Spuren des anderen Berlin“, die mitten durch das frühere und heutige homosexuelle Berlin führt. Hier wird zum Beispiel am ehemaligen Standort des Instituts zur Untersuchung des dritten Geschlechts von Magnus Hirschfeld vorbeigeradelt.
Die Fahrradstation versteht sich als Modellprojekt in Sachen Fahrraddienstleistungen. Neben drei Fahrradfachgeschäften mit Vermietung betreiben sie an sechs Bahnhöfen in Berlin und Brandenburg im Rahmen des Bahn- und Bike-Programms der Deutschen Bahn AG die Fahrradausleihe. Durch diese Kooperation versuchen die Initiatoren Einfluß auf ein fahrradfreundlicheres Angebot der DB im Ausflugsverkehr zu nehmen. „Wir arbeiten mit der DB zusammen, da sie für das Fahrrad der Idealpartner ist“, sagt Hoelzner. „Dieses Tandem ist nicht nur ökologisch, sondern auch in punkto Schnelligkeit und Bequemlichkeit dem Auto im Freizeitverkehr oft überlegen.“ Die Anfahrten zu Touren ins weitere Umland oder zu ferneren Zielen erfolgt als Gruppenreise mit der Bahn. Da die Fahrten meist am Wochenende stattfinden, kommen die Teilnehmer mit dem Schönes-Wochenend-Ticket und der Mehrtages- Fahrradkarte billig weg. Bernd Biker
Wer eine Tour buchen möchte, kann sich bei Bedarf auch gleich eines der 250 Mieträder dazu ordern. Die geführten Tagestouren kosten 29 Mark (ermäßigt 24 Mark). Für ein Fahrrad sind zusätzlich je nach Ausführung 13 bis 23 Mark fällig. Für Schulklassen und andere Großgruppen werden auf Wunsch speziell ausgearbeitete Trips organisiert. Das komplette Programm und weitere Informationen sind unter der Telefonnumer 285 99 895 erhältlich
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