: Sieben „läppische“Kilometer
Senat will Bau der A 26 zwischen Stade und Hamburg nicht scheitern lassen, den Bonn und Hannover gestern beschlossen haben ■ Von Heike Haarhoff
Der Senat gibt sich gönnerhaft: An sieben „läppischen“Kilometern auf hanseatischem Stadtstaatsgebiet will die Hamburger Regierung die Autobahn 26 von Stade nach Hamburg „keinesfalls“scheitern lassen. „Der Senat vertritt die Auffassung, daß die A 26 nicht an der Landesgrenze enden wird und unterstützt das Vorhaben“, verkündete Senatssprecher Cord Schellenberg gestern.
Allerdings dürfe die Trasse Hamburg keinen Pfennig kosten, betonte er „in einer ersten Reaktion“. Kurz zuvor hatten die Verkehrsministerien des Bundes und des Landes Niedersachsen überraschend bekanntgegeben, die seit Jahrzehnten geplante Autobahn quer durch Naturschutzgebiete und das Obst-Mekka Altes Land noch in diesem Herbst bauen zu wollen.
Die Hamburger Verkehrsbehörde will nicht als Spielverderberin dastehen und die zweispurige Blechlawine durch Finkenwerder nicht aufhalten, sofern „ein gültiger Planfeststellungsbeschluß vorliegt“. Ohnehin sei die Trasse bereits im neuen Flächennutzungsplan „dargestellt“, assistiert die Stadtentwicklungsbehörde.
„Eine Fahrt ins Blaue ohne verkehrspolitischen Sinn und Verstand“, empörte sich der GALische Verkehrsexperte Martin Schmidt. Staus und verstopfte Straßen im Süderelberaum ließen sich allenfalls durch ein ausgeklügeltes Nahverkehrskonzept lösen. Die Beton-trasse aber zerstöre wertvolle Moorlandschaften, belaste Wohngebiete mit Lärm und versetze „verkehrspolitischen Neuerungen wie dem Elbe-City-Jet den Todesstoß“.
Weitaus weniger dramatisch beurteilt die SPD die Lage. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Völsch kann zwar „für Hamburg keine erste Priorität“, aber auch keine schwerwiegenden Nachteile erkennen. Daß sich die Bürgerschaft 1987 auf SPD-Antrag gegen die A 26 ausgesprochen hatte, empfindet er nicht als Widerspruch, „wenn Niedersachsen den Bau doch sowieso vorantreibt“.
CDU-Landeschef Dirk Fischer dagegen ergriff sofort das Wort, um „diesen Fortschritt zu begrüßen“. Ein Autobahnanschluß mache die seit Jahren geplante Ortsumgehung Finkenwerder verzichtbar. „Hamburg kann so 100 Millionen sparen“, findet Fischer zum Entsetzen von Jutta Vick, SPD-Fraktionschefin in Finkenwerder: „Eine Autobahn kann die Umgehungsstraße nicht ersetzen.“Skeptisch ist auch Rolf Brandt, Sprecher der Flugzeugfirma Dasa in Finkenwerder, ob die A 26 „unseren Wunsch, Finkenwerder vom Verkehr zu entlasten“, erfüllen wird: 1.500 der 7.000 Beschäftigten nutzen die schnellen Elbe-City-Katamarane.
Deren Betreiber, HADAG-Geschäftsführer Jens Wrage, sieht noch keinen Grund zur Panik. Es dauere Jahre bis zur Fertigstellung, außerdem glaube er unverdrossen an die Fähigkeit der Stadt, „intelligente Verkehrslösungen zu finden“.
Weiterer Bericht Seite 6.
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