: "Friedensdemo" mit Notausgang
■ Die Junge Union will im Vorfeld des 1. Mai mit einer "Demo ohne Pflastersteine" gegen linke Mai-Manifestationen mobilisieren. Bei Krawall: JU in den Untergrund!
Die Junge Union (JU) bleibt dabei. Sie will vor der 1.-Mai-Demonstration zum Kollwitzplatz zu einer Anti-Gewalt-Kundgebung aufrufen. Die christlich-friedliche „Demo ohne Pflastersteine“, wie sie der JU-Kreisverbandschef von Prenzlauer Berg, Ren Güntner, bezeichnete, soll am 27. April steigen – allerdings nicht am Kollwitzplatz. Nachdem das Bezirksamt den traditionsbeladenen Ort als „nicht geeignet für jedwede Veranstaltung“ befunden hatte, entschieden die Organisatoren der Jungen Union, die Veranstaltung am nahe gelegenen Senefelderplatz durchzuführen.
Einen Demonstrationszug, so Roman Simon, der als jüngstes Mitglied des CDU-Landesvorstandes zum Wortführer der Initiatoren erkoren wurde, werde es allerdings nicht geben. „Wir veranstalten eine Kundgebung, bei der diverse Redner auftreten sollen.“
So stehe die Einladung an Heinrich Lummer nach wie vor. Wunschkandidatin ist auch die Bundestagsabgeordnete Wilma Glücklich. Die Veranstalter rechneten mit Zusagen, hieß es. Abgesehen habe man allerdings davon, den jetzigen Innensenator Schönbohm anzusprechen, meint Roman Simon. „Wir wollen ja kein zusätzliches Konfliktfeld aufbauen.“ Pikanterweise soll statt dessen der ehemalige Innensenator Heckelmann aufmarschieren. „Der hat ja so seine Erfahrungen mit dem Ersten Mai.“
Günter Nooke, der als Neumitglied der CDU und ehemaliger Bündnisgrüner bereits als Streiter für ein Bundestagsmandat in Prenzlauer Berg und Mitte gehandelt wird, habe sein Interesse bekundet. „Wir werden uns auf jeden Fall um weitere Bürgerrechtler bemühen, weil wir ihr Auftreten auf einer Veranstaltung gegen Gewalt als sehr wichtig erachten.“ In den nächsten Wochen, so Roman Simon, werde man Flugblätter vor den Schulen in Prenzlauer Berg und an Anwohner verteilen. „Wir rechnen mit mindestens zweihundert Teilnehmern.“
Im Bezirk blicken die Verantwortlichen unterdessen mit gemischten Gefühlen auf die angekündigte Anti-Gewalt-Demo. „Eine Veranstaltung mit Heinrich Lummer eskaliert. Die gehört verboten“, reagierte Bernd Holtfreter, Kiezaktivist und PDS-Abgeordneter. CDU-Stadtradt Frank von Olszewski erklärte, daß er die Mitglieder der Jungen Union hartnäckig um die Absage ihrer Veranstaltung beten will.
Jungunionist Roman Simon hält dagegen: „Es wird sich zeigen, ob und von wem Provokationen ausgehen.“ Seitens der JU wolle man Eskalationen auf jeden Fall vermeiden. Sollte es wider Erwarten zu Übergriffen kommen, erläuterte das CDU-Vorstandsmitglied Simon seine Strategie, wollen die JUlerInnen flugs über die U-Bahn- Station Senefelderplatz abtauchen. Eine Ortsbegehung zeigt freilich, wie weit die strategische Planung reicht. Der Senefelderplatz ist wegen Straßen- und Tiefbauarbeiten im nördlichen Teil Baustelle. Dort liegt bergeweise bereit, was die eigenwillige Friedensdemo gar nicht braucht: Pflastersteine. Kathi Seefeld
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