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„Die Ängstlichkeit ist gebrochen“

■ Elisabeth Lingner, Synodalpräsidentin der nordelbischen Kirche, bilanziert vier Jahre Diskussion über „alternative Lebensformen“

taz: Ihre Synode hat ein zeitlich unbefristetes Gesprächsmoratorium zum Thema „alternative Lebensformen“ verabredet. Was soll man darunter verstehen?

Elisabeth Lingner: Jedenfalls nicht, die Debatte bis zum Nimmerleinstag zu den Akten zu legen. Alle waren sich einig, die Verständigung offenzuhalten.

Die Bischöfe tragen das mit?

Ja. Und das bedeutet, daß die Diskussion jetzt in allen Teilen der Evangelischen Kirche Deutschlands weitergeführt wird. An dieser Frage kommt jetzt niemand in der Kirche mehr vorbei.

Wie bewerten Sie die mittlerweile vierjährige Debatte?

Als erhellend. Die Ängstlichkeit Homosexualität gegenüber ist gebrochen – was mehr ist, als man erhoffen durfte.

Was heißt das konkret?

Daß in den Gemeinden weiter beraten wird. An ihnen liegt es, die Beschlüsse ins Leben zu holen.

Darf es denn nun schwule Pastoren geben, die mit ihrem Partner im Pfarrhaus zusammenleben?

Tja, das ist nach wie vor nicht geklärt. Rechtlich hat sich nichts geändert: Sie dürfen nicht. Aber im praktischen Leben würde die Frage wohl nicht mehr so restriktiv beantwortet werden – es gäbe wohl heftigen Protest, hoffe ich, wenn mit dem Hinweis auf seine Homosexualität ein Pfarrer aus dem Amt entfernt werden sollte.

Wohl nicht überall.

Ja, so ist das Leben. Es liegt eben an den Gemeinden, wie sie mit solch einer Situation umgehen. Wenn die mit ihrem schwulen Pfarrer und seinem Partner einverstanden sind, wird kein Kirchenamt repressiv werden können.

Rechtssicher klingt das nicht.

Nein, aber wir können als Kirche höchstens ein Stück weiter sein als die Gesellschaft.

Inwiefern?

Als Bürgerin dieses Staates fände ich es dringend geboten, alle Gesetze zu ändern, die Homosexuelle diskriminieren. Hierfür haben wir als Kirche Anstöße gegeben. Mehr konnten wir momentan nicht leisten. Interview: Jan Feddersen

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