: Einmal in die Sonne
■ UKE-Strahlenopfer wartet noch immer auf behindertengerechte Wohnung
Nicolae M. liegt seit vier Jahren querschnittsgelähmt in einem Spezialbett in seinem Wohnzimmer. Er war 1990 wegen eines gutartigen Geschwulsts im Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) ehandelt worden. Nach der Operation im Halsmarkbereich war er zudem vorsorglich bestrahlt worden – mit der falschen Methode, wie man heute weiß. Auf Beschluß des Landgerichts muß die Hansestadt 150.000 Mark Schmerzensgeld an den 74jährigen zahlen, doch der bettlägerige Kranke braucht vor allem eins: eine behindertengerechte Wohnung im Erdgeschoß, von der er gelegentlich ins Freie geschoben werden kann.
Nicolae M. ist ein vollständiger Pflegefall. Aufgrund der als Strahlenbehandlung angewandten Neutronentherapie kann er nur noch den rechten Arm bewegen und den Kopf drehen. Ein Umzug kam wegen der kleinen Rente des ehemaligen städtischen Angestellten, die er mit seiner Lebensgefährtin teilt, bisher nicht in Frage.
Jetzt hat sein Anwalt Wilhelm Funke den Senat aufgefordert, sich um eine behindertengerechte Wohnung in Eppendorf/Eimsbüttel zu kümmern, in der PflegerInnen und Hausarzt Nicolae M. regelmäßig aufsuchen können. Über das Wohnungsamt ein geeignetes Quartier zu suchen, würde allerdings viel zu lange dauern, sagt Funke.
Der Sprecher der für das UKE und den entstandenen Schaden verantwortlichen Wissenschaftsbehörde, Tom Janssen, bestätigte gestern der taz, daß dem Kranken schnellstmöglich mit einer Wohnung geholfen werden soll.
Die Stadt und der Patient hatten sich vor Gericht auf einen Vergleich geeinigt, nachdem Nicolae M. 75 Prozent des materiellen Schadens ersetzt werden. Hamburg hat bereits rund 19 Millionen Mark an die Opfer des UKE-Strahlenskandals gezahlt. lian
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