: Bildung ist wichtiges Element der Integration
■ Ausländerbeauftragte stellt Studie zur Ausbildungslage junger Ausländer vor
Berlin (taz) – Bildungspolitische Konsequenzen aus der faktischen Einwanderungssituation zu ziehen, so lautete die Kernforderung der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung gestern in Berlin. Anläßlich der Vorstellung einer Broschüre zum Thema „Bildungs- und Ausbildungssituation von Jugendlichen ausländischer Herkunft“ hob Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP) hervor, daß die Schul- und Berufsausbildung wichtigstes Element der Integration sei. „Die Zeiten, als Jugendliche ausländischer Herkunft ausschließlich als Träger von Defiziten wahrgenommen wurden, seien vorbei“, meinte Schmalz-Jacobsen. „Immer mehr Personalchefs erkennen das Potiential fremdsprachiger Arbeitskräfte.“ Bemühungen um mehr Ausbildungsplätze, so die Ausländerbeauftragte, dürften nicht allein deutschen Jugendlichen zugute kommen.
Kritik übte die Bundestagsabgeordnete an der Berichterstattung des Spiegel von vergangener Woche. Dort waren junge Ausländer als nicht integrationsfähig dargestellt worden. „Den positiven Trend verschwieg das Magazin.“ Statt 27 Prozent wie 1980 hatten 1995 87 Prozent junger Türken einen Schulabschluß. Die Zahl der ausländischen Studenten an deutschen Universitäten habe sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht. Gefährlich sei es, die übrigen ohne Schul- oder Berufsausbildung ins Abseits zu drängen. Sie seien auf dem Arbeitsmarkt nahezu chancenlos.
1994 besuchten 1,1 Millionen Kinder ausländischer Staatsangehörigkeit deutsche Schulen. Von den 80.000 Abgängern dieses Jahres verließen knapp 16 Prozent die Schule ohne Abschluß. Nicht einmal neun Prozent machten Abitur. Drei Viertel der ausländischen Schüler schafften den Haupt- beziehungsweise Realschulabschluß. Zum Vergleich: Deutsche Schüler verteilten sich in dem Erhebungsjahr zu etwa gleichen Teilen auf Gymnasium, Realschule und Hauptschule.
Mädchen aller Nationalitäten verfügen über eine höhere Schulbildung als Jungen. Sie haben bessere Noten und besuchen häufiger weiterführende Schulen. Dennoch bleibt ein Drittel von ihnen – bei Türkinnen sogar die Hälfte – ohne Berufsausbildung. Leif Allendorf
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