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Zaires Rebellen geben Lager frei

■ UNO-Generalsekretär spricht von „Unmenschlichkeit“. Rebellen rücken in Richtung der Hauptstadt Kinshasa vor

New York/Lubumbashi (AFP/ taz) – Im Konflikt zwischen der UNO und den zairischen Rebellen der „Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire“ (AFDL) zeigt sich die Rebellenallianz nach außerordentlich scharfen verbalen Attacken kompromißbereit. Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen durften gestern wieder in die ruandischen Flüchtlingslager südlich der ostzairischen Stadt Kisangani reisen, zu denen der Zutritt mehrere Tage lang wegen Kämpfen zwischen AFDL und Hutu-Milizen versperrt war.

Zuvor war die AFDL unter beträchtlichen internationalen Druck geraten. Ohne über Einzelheiten der Vorgänge um Kisangani zu verfügen, hatte UNO-Generalsekretär Kofi Annan gegenüber dem UN-Sicherheitsrat vom Tod „Tausender von Männern, Frauen und Kindern“ gesprochen und gesagt: „Ich bin schockiert und entsetzt über die Unmenschlichkeit derer, die Ostzaire kontrollieren.“ Die internationale Gemeinschaft dürfe da nicht stillstehen, meinte Annan.

Sprecher von amnesty international und des US-Außenministeriums warnten die AFDL vor Massakern an Flüchtlingen, ohne wie Annan davon auszugehen, daß diese tatsächlich stattgefunden haben. Annan ist in der Vergangenheit mehrmals durch verbale Exzesse gegen die AFDL aufgefallen. Er forderte jüngst internationalen Druck auf Rebellenführer Kabila, damit dieser von seiner Forderung nach dem Rücktritt von Präsident Mobutu abrückt – eine Forderung, die inzwischen von den USA über Frankreich bis hin zu führenden Mitgliedern von Mobutus eigener Partei geteilt wird.

Die Rebellen gaben derweil in der südzairischen Metropole Lubumbashi die Einnahme dreier weiterer Ortschaften bekannt. Eingenommen worden seien Boembe, eine Stadt 800 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Kinshasa im von Pygmäen bewohnten tropischen Regenwald, sowie die Städte Ilebo und Tshikapa in der Provinz West-Kasai, etwa 700 Kilometer östlich von Kinshasa gelegen. Ilebo ist Endstation einer von den südzairischen Bergbaugebieten zu den Zubringerflüssen des Kongo führenden Eisenbahnlinie; Tshikapa ist Ausgangspunkt einer relativ guten Straße, die nach Kikwit führt, dem Knotenpunkt der Verkehrswege in der Provinz Bandundu unmittelbar östlich von Kinshasa. D.J.

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